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Andacht vom 03.07.2012:

Herr, du Gott der Rache ... zeige deine herrliche Gerechtigkeit ... Gib den Hochmütigen die Strafen, die sie verdienen. Psalm 94,1.2 (Neues Leben)

Das Verlangen nach Rache und Vergeltung begegnet uns überall. Auch wir selbst wünschen uns Gerechtigkeit - und finden sie selten oder gar nicht. Im "Dritten Reich" wurde von den Nazis versucht, das Volk der Juden auszurotten. Millionen Menschen verloren auf grausame Weise ihr Leben. Aber der Schrei nach Gerechtigkeit blieb unbeantwortet. Für viele Menschen ist deswegen der Glaube an einen "gerechten" Gott verlorengegangen. "Wie kann man nach Auschwitz noch an einen lieben Gott glauben?", fragen manche.

Können wir nachvollziehen, was sich David im obigen Psalm wünschte? "Gott der Rache ... zeige deine herrliche Gerechtigkeit." Wer kann sich vorstellen, dass im Gottesdienst einmal so gebetet wird? Warum sollten wir nicht das aussprechen, was wir uns im innersten wünschen?

"Gott der Rache . zeige . deine Gerechtigkeit." Vielleicht hat mancher schon resigniert und die Hände in den Schoß gelegt, weil große Ungerechtigkeiten nicht vermieden werden können. Nur nicht den Mund zu weit aufmachen und das schreiende Unrecht anklagen. "So ist eben der Lauf der Dinge", sagen wir - und finden uns mit fast jedem Unrecht ab.

Kann es aber sein, dass David etwas von Gott verstand, was viele Gläubige vergessen haben? Er verkleinert ihn nicht zum "lieben Gott", der es allen irgendwie recht macht. Gott ist für ihn der liebende Gott, mit dessen Gerechtigkeit er fest rechnet. Für den Psalmschreiber haben die Übeltäter eben nicht das letzte Wort in der Geschichte. Darum glaubt er an die Gerechtigkeit Gottes und an ein letztes Weltgericht, in dem ein letztgültiges Urteil gesprochen wird. Sünde und Unrecht müssen beseitigt werden, sonst gäbe es keinen Erlöser und keine Erlösung. Es heißt im Psalm weiter: "Wie lange noch dürfen die Gottlosen höhnisch lachen?" (Ps 94,3 NL)

Der Apostel Paulus wusste, wie sehr unsere Rachewünsche in der Gefahr stehen, missbraucht zu werden. Deshalb schreibt er: "Vergeltet niemandem Böses mit Bösem ... Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes ... ,Die Rache ist mein; ich will vergelten', spricht der Herr." (Röm 12,17.19; vgl. 5 Mo 32,25) Damit können wir uns trösten - und alle Rachegelüste an Gott abgeben.

Wilfried Meier

Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.

 

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