Andacht vom 15.07.2012:
Da berührte er ihre Augen und sprach: "Euch geschehe nach eurem Glauben!" Matthäus 9,29
Die beiden Blinden hatten auf der Straße laut gerufen: "Hilf uns doch!" Doch Jesus hatte nicht darauf reagiert. Jetzt folgten sie ihm bis in das Haus, wo er wohnte, und wiederholten ihre eindringliche Bitte. Auf die Nachfrage: "Glaubt ihr, dass ich euch das Augenlicht wiedergeben kann?", kam die klare Antwort: "Ja, Herr!" Daraufhin berührte Jesus ihre Augen und sagte: "Weil ihr glaubt, wird es geschehen!" So berichtet Matthäus von der Heilung zweier Blinder (Mt 9,27-31 NL).
"Euch geschehe nach eurem Glauben!" - Dein Glaube hat dir geholfen." - "Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt ..." Mit diesen und ähnlichen Worten machte Jesus den Heilung Suchenden bewusst, welche Kraft dem Glauben bzw. dem Glaubenden selbst innewohnt. Nicht so sehr das Können eines (Wunder-)Heilers ist gefragt, sondern der Glaube, dass in dem Namen Jesu Heilung möglich ist. "Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt." (Mk 9,23) Gilt das auch heute noch?
Dass Glaube tatsächlich hilft, lässt sich nicht bestreiten. Wer in heilenden Berufen tätig ist, weiß darum. So können beispielsweise Medikamente ohne wirksame Inhaltsstoffe - sie bestehen lediglich aus Milchzucker, Kochsalzlösung oder Stärke - tatsächlich Schmerzen lindern. Wichtig ist dabei nur, dass die Patienten an ihre Wirkung glauben. Dabei handelt es sich nicht, wie man vermuten könnte, um bloße Einbildung. Vielmehr setzt der Glaube an die Wirkung der Medikamente bestimmte Botenstoffe im Gehirn frei, die Schmerz unterdrücken. Forscher der Universität Michigan haben gezeigt, dass der "Placebo-Effekt" auf messbaren Vorgängen beruht. Körpereigene Schmerzkiller - so genannte Endorphine - verhindern die Weiterleitung von Schmerzsignalen im Gehirn und zeigen so eine lindernde Wirkung.
Wenn schon das Vertrauen in eine Tablette oder in die ärztliche Heilkunst messbare Auswirkungen hat, sollte dann der Glaube an den großen Arzt wirkungslos sein? Die Evangelien laden dazu ein, unsere Anliegen und Bitten im Vertrauen auf die Kraft des auferstandenen Christus vor Gott zu bringen und von ihm konkret Hilfe zu erwarten. Nicht dass wir eine Garantie in der Hand hätten, dass sich unsere Wünsche erfüllen, doch der Glaube an Jesus Christus ist auch heute noch fähig, Unerwartetes und Unerklärliches geschehen zu lassen.
Rolf J. Pöhler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.