Andacht vom 19.07.2012:
Seid aber miteinander freundlich, herzlich und vergebt einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus. Epheser 4,32
Es geschah auf einer Mittelmeerinsel im 19. Jahrhundert. Dort herrschten strenge Gesetze und harte Urteile, um Sitte und Moral aufrecht zu erhalten. Auf dieser Insel lebte am Rande eines Dorfes ein Ehepaar. Der Mann war Fischer und fuhr daher oft mehrere Tage lang aufs Meer hinaus.
Eines Tages geschah es, dass die Frau während seiner Abwesenheit des Ehebruchs überführt wurde. Sie wurde sofort vor Gericht gestellt, für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. In der Zelle konnte sie noch mit einem Geistlichen sprechen und trug ihm nur einen Wunsch vor: Sie wollte unbedingt noch mit ihrem Mann reden und ihn um Vergebung bitten. So suchte man ihn, doch er war nirgends zu finden; offensichtlich war er noch auf See.
Am nächsten Morgen sollte das Todesurteil vollstreckt werden, indem man sie von der höchsten Klippe ins Meer stürzte. Noch auf dem Weg dorthin hoffte sie, ihren Mann zu sehen und ihn um Vergebung bitten zu können. Doch er war nicht zu sehen. So führte man sie auf die höchste Stelle der Insel und schob sie an den Rand der Klippe. Man gab ihr den tödlichen Stoß, sie stürzte, sie fiel ... und sie fiel in ein Netz, das sie auffing.
Was war geschehen? Ihr Mann hatte von der Verurteilung seiner Frau gehört. In der Nacht hatte er unter höchster Lebensgefahr sein Fischernetz über den Klippen aufgespannt, um seine Frau zu retten.
Das ist Vergebung!
Jesus Christus hat uns vergeben, nicht nur unter Lebensgefahr, sondern mit dem Einsatz seines Lebens. Diese Vergebung reicht für uns aus, wir dürfen sie immer wieder in Anspruch nehmen. Und sie motiviert uns, selbst vergebungsbereit zu sein und einander zu verzeihen: siebenmal, siebzigmal, vierhundertneunzigmal. (vgl. Matthaus 18,22) - immer wieder!
Roland E. Fischer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
