Andacht vom 20.07.2012:
Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland-Gottes erschien, errettete er uns, nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit vollbracht, wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes. Titus 3,4.5 (Elberfelder Bibel)
Ich kehrte im Sommer in kurzer Zeit dreimal im Restaurant "Windbeutelkönig" ein - direkt am Okerstausee im Harz - und ich erlebte Erstaunliches: Der Inhaber stand am Eingang und begrüßte jeden Gast. Seine Kellnerinnen und Kellner waren freundlich und zuvorkommend. Es gab sehr viele Sitzplätze direkt am See, aber ich fühlte mich nicht wie eine Nummer in der Masse. Normalerweise esse ich keine Windbeutel, aber diese waren exzellent, frisch, nicht so fett und mit vielen Früchten. Als ich mit unseren amerikanischen Studenten dort war, schenkte der Wirt jedem ein Bild als Erinnerung.
Es ist nur ein Restaurant, aber die Ausstrahlung des Inhabers und seiner Angestellten sowie das ganze Ambiente drückten eines aus: "Mir sind die Gäste wertvoll, sie sollen sich wohl fühlen und anderen davon erzählen". Der mag seine Gäste - das spürte man.
Dieses Erlebnis ist für mich ein Bild dafür, wie Gott mit uns Menschen umgeht, welche Meinung er von uns hat. "Menschenliebe, Barmherzigkeit, Gnade" - all das sind Begriffe, die beschreiben, wie Gott auf uns zugeht. Er mag uns und liebt uns. Nicht das, was wir tun, steht im Mittelpunkt seines Handelns, nicht unsere Sünden, nicht unsere Fehler, nicht unsere Widerspenstigkeit. Gott begegnet uns mit seiner Liebe und Güte.
Die vielen Begegnungen, die Jesus hatte, drücken das eindrucksvoll aus. Der Frau am Jakobsbrunnen gab er neue Hoffnung (Joh 4), die Ehebrecherin errettete er von ihren Anklägern (Joh 8) und dem reichen jungen Mann brachte er bedingungslose Liebe entgegen (Mk 10).
Der Apostel Paulus bekräftigt eindrucksvoll: "Siehst du nicht, wie Gottes Freundlichkeit dich zur Umkehr bewegen will?" (Röm 2,4b) Nicht Gerichtspredigten oder die Aussicht auf die Apokalypse, nicht die Androhung von Strafe oder Tod motivieren Menschen zur Umkehr. Nein, einzig und allein die Menschenliebe, Freundlichkeit und Güte Gottes können die Herzen bewegen. Wenn schon Geschäftsleute ihren Kunden Freundlichkeit zeigen, wie viel mehr sind wir als Christen aufgefordert, den Menschen die Güte und Liebe Gottes durch uns spüren zu lassen.
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.