Andacht vom 06.08.2012:
Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Römer 8,32
Lassen wir uns gern beschenken? Kleine Kinder haben damit noch kein Problem. "Hast du mir auch etwas mitgebracht?" bestürmen sie - ohne rot zu werden - den ankommenden Besucher. Erst wenn die Eltern ihnen Bescheidenheit beigebracht haben und auch begreiflich machen konnten, dass böse Menschen Geschenke missbrauchen können, ändert sich das.
Viele Erwachsene tun sich schwer, Geschenke anzunehmen. Ist man dadurch etwa verpflichtet, sich mit einem größeren Geschenk zu revanchieren? Gerät man vielleicht in eine Abhängigkeit vom Geber? Aus diesem Grund dürfen Beamte und auch Pastoren laut Dienstvertrag keine Geschenke annehmen - von kleinen Aufmerksamkeiten abgesehen. Ist das Empfangen von Geschenken nicht auch ein Zeichen eigener Hilflosigkeit? Mancher Arme schämt sich, irgendwelche Hilfen anzunehmen, weil es seine Würde verletzt. Der rechte Umgang mit Geschenken ist also gar nicht einfach.
Nun hat Gott uns allen mit der Hingabe seines Sohnes das größte Geschenk angeboten, das es je auf unserem Planeten gegeben hat. Und er versichert uns auch, aus welchem Motiv: reine selbstlose Liebe. Zugleich macht er uns begreiflich, dass wir dieses Geschenk unbedingt brauchen, um in dieser Welt sinnvoll leben zu können und um nicht der Vergänglichkeit und dem ewigen Tod zu verfallen. Doch - kaum zu fassen - Millionen Menschen lehnen dieses Geschenk ab. Weil sie zu stolz sind? Weil sie nicht von Gott abhängig sein wollen?
Der amerikanische Geistliche W. L. Hull hat Adolf Eichmann vor der Hinrichtung dreizehn Mal im Gefängnis besucht, um den wegen Massenmordes Angeklagten zur Annahme Jesu als seinen Erlöser zu bewegen. Vergeblich. Bis zuletzt blieb der vom Gericht in Jerusalem Verurteilte bei seiner Ablehnung des Gnadenangebotes Gottes: "Ich brauche keinen, der für mich stirbt. Ich brauche keine Vergebung. Ich will sie auch nicht."
Obwohl Gott millionenfach die Abweisung seines einzigartigen Geschenkes zum Heil des Menschen erlebt, hört er nicht auf, es an jedem Tag neu anzubieten - auch heute.
Joachim Hildebrandt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.