Andacht vom 17.11.2004:
Das Gegenmittel gegen Gift
Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden. Kolosser 1,13.14
Schuld wirkt wie ein Gift, das die Gesundheit gefährdet. Sie belastet mitmenschliche Beziehungen und stört das Verhältnis zu Gott. Deshalb sollte Schuld schnell und möglichst restlos beseitigt werden. Unser Andachtswort zeigt, wie das möglich ist.
Vergebung hat mit der Tilgung von Schuld zu tun. In der Grundsprache de Neuen Testamentes - im Griechischen - werden für Vergebung zwei Begriffe verwendet. Der eine umfasste ursprünglich das Ungültigmachen eines Schriftstückes, zum Beispiel eines Schuldscheines. Das geschah, indem der Text mit einem schrägstehenden Kreuz - dem Buchstaben X vergleichbar - durchgestrichen wurde. Für die Christen war das damals ein anschauliches Bild dafür, dass die Anklage gegen den Menschen durch den Kreuzestod Jesu ungültig ist.
Das andere Wort für "Vergebung" bedeutet so viel wie "mit einem Schwamm wegwischen". Die damalige Tinte war zwar dunkel und dauerhaft, enthielt aber keinen Säureanteil, der tiefer in das Material eingedrungen wäre. Sollte ein Text gelöscht werden, brauchte man ihn nur mit einem Schwamm wegzuwischen. Darum gehörte zur Ausrüstung eines Schreibers ein Schwamm, mit dem er Schrift tilgen konnte, wenn Korrekturen nötig waren. Im Neuen Testament verbindet sich mit dem Begriff "Vergebung" die Vorstellung, dass die Anklage gegen den Sünder ausgelöscht worden ist.
Beide Begriffe bedeuten "Vergebung", dennoch unterscheiden sie sich voneinander. Wenn eine Anklage durchkreuzt wurde, war sie immer noch da und unter dem Ungültigkeitszeichen lesbar. Sie war gestrichen, aber nicht getilgt. War die Schrift jedoch mit einem Schwamm ausgelöscht, dann galt sie als getilgt, so als wäre sie nie da gewesen. Diese Art Vergebung brauchen wir um unserer körperlichen, seelischen und geistlichen Gesundheit willen. Und genau die bietet uns Gott an.
Günther Hampel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.