Andacht vom 20.09.2012:
Die Aufseher brauchen keine Rechenschaft über das Geld, das sie erhalten, abzulegen, denn sie sollen auf Treu und Glauben handeln. 2. Könige 22,7 (Neues Leben)
Es war während meiner Bankausbildung. Unser Ausbilder hatte uns ans Herz gelegt, jeden Tag den Wirtschaftsteil der Zeitung zu lesen, um über das Börsengeschehen, Wechselkurse und andere Entwicklungen auf dem Laufenden zu sein. Eines Tages "erwischte" mich der zuständige Abteilungsleiter dabei und dachte wohl, ich würde nicht arbeiten, sondern nur Zeitung lesen. Ich fühlte mich kontrolliert, ungerecht behandelt und falsch verstanden.
"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser", heißt es im Volksmund. Heute stehe ich auf der anderen Seite und frage mich: Kann ich meinen Mitarbeitern vertrauen, dass sie ihre Leistung bringen, dass sie selbst motiviert sind, sich für das Unternehmen einzusetzen? Oder muss ich sie kontrollieren?
Es ist erstaunlich: In der Wirtschaft zählen nicht nur die Zahlen und Fakten über Gewinne und Umsätze, über die Qualität der Produkte oder die Aktienkurse. Der weiche Faktor "Vertrauen" scheint das Lebenselixier in der Marktgesellschaft zu sein: "Wer sein Vertrauen verspielt, kann sich auf dem Markt nicht dauerhaft halten", sagt die Historikerin Ute Frevert. Dabei ist nicht nur das Vertrauen in die Systeme, in Regelungen und Gesetze oder das Einhalten von Qualitätsstandards wichtig. Es geht immer um Menschen, mit denen man im Geschäftsleben zu tun hat.
In unserem zitierten Bibeltext geht es um umfangreiche Renovierungsarbeiten, die am Tempel ausgeführt werden sollten. Und der König Josia befahl, den Handwerkern, die mit der Aufgabe betraut waren, zu vertrauen. Sie würden das Geld schon richtig einsetzen und verantwortlich mit den Materialien umgehen, die sie kaufen sollten. Sie würden "gewissenhaft" (EB) und in Treue handeln. Deswegen brauchten sie keine umständliche Abrechnung einreichen.
Sicher kann man Vertrauen nicht befehlen. Aber diese Begebenheit ermutigt uns, viel Vertrauen in andere Menschen zu investieren, in ihre Fähigkeiten, ihre Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit. Überlege, wo du heute bewusst dem anderen vertrauen kannst. Du kannst sicher sein, Gott segnet das Vertrauen, das wir anderen Menschen entgegenbringen.
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.