Andacht vom 18.10.2012:
Vermeidet jede Feindseligkeit. Seid vielmehr freundlich und barmherzig. Epheser 4,31b.32a (Hoffnung für alle)
Eine Französin hat ihr Vermögen etwa 200 Menschen vererbt, die nur eines gemeinsam haben: Sie waren immer freundlich zu der alten Dame. Die im Alter von 86 Jahren verstorbene Frau vermachte das Geld Apothekern, Verkäuferinnen im Supermarkt, Busfahrern, Metzgern und Krankenpflegern. Seit Jahren hatte sie die Namen derjenigen notiert, die sie bedenken wollte. Ihr Ziel war, so vielen Menschen wie nur möglich eine Freude zu machen, erklärte ihr Anwalt. Jeder Erbe erhielt rund 1200 Euro.
Freundlich sein hat sich in diesem Fall buchstäblich ausgezahlt. Die mit Geld bedachten Personen waren wohl auch deshalb freundlich zu ihr, weil es sich vermutlich um eine nette alte Dame gehandelt hat.
Auch wir schätzen ein aufmunterndes Wort oder einen freundlichen Blick. Und auch uns fällt es leicht, zu denen freundlich zu sein, die zu uns ebenfalls nett sind. Doch Jesus gibt gerade Christen zu bedenken: "Was ist denn schon Besonderes daran, wenn ihr nur zu euresgleichen freundlich seid? Das tun auch die, die Gott nicht kennen!" (Mt 5,47 GNB).
Sollen wir auch zu denen freundlich sein, die uns mürrisch und gereizt begegnen oder uns beschimpfen? Viele sind dann eher geneigt, nach dem Sprichwort zu handeln: "Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es auch wieder heraus." Das Ergebnis ist ein handfester Wortwechsel. Aber sie haben dem Anderen wenigstens ihre Meinung gesagt! Doch sind sie ihm dadurch auch näher gekommen?
In Sprüche 16,24 finden wir eine Lebensweisheit: "Freundliche Worte sind wie Honig: süß für den Gaumen und gesund für den ganzen Körper." (GNB) Warum soll Freundlichkeit, die uns guttut, nicht auch auf einen übellaunigen oder boshaften Zeitgenossen wohltuend und besänftigend wirken? Paulus fordert uns daher auf, stets freundlich und barmherzig zu sein.
In Psalm 100,5 wird von Gott gesagt: "Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für." Gott ist sogar zu den Menschen freundlich, die nichts mit ihm zu tun haben wollen. "Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte", erklärt Jesus (Mt 5,45). Und er fordert uns auf, genauso zu handeln und auch zu denen liebevoll zu sein, die es eigentlich nicht verdient haben - selbst zu unseren "Feinden" (V. 44).
Holger Teubert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.