Andacht vom 16.11.2012:
Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden; wir sind von deinen Geboten und Rechten abgewichen. Daniel 9,5
Das hat gesessen. Ein Geständnis ohne Wenn und Aber, ohne verzierende Schnörkel, direkt und geradeaus, ein Paukenschlag.
Was ist denn passiert? Die Juden befanden sich im Exil, in den Grenzen des heutigen Irak. Ca. 600 v. Chr. hatte sie Nebukadnezar dorthin verschleppt. Für die Juden eine Katastrophe, letztlich aber eine Folge ihres Abfalls von Gott. Genau das bringt der Prophet Daniel so treffsicher auf den Punkt. Wir könnten uns zurücklehnen und sagen, dass das eine gerechte Strafe gewesen sei, schließlich waren alle Parteien vorgewarnt. Das greift allerdings zu kurz und würde den Blick für diesen einmaligen Text verstellen.
Da ist einiges, was ich bemerkenswert finde und woraus ich lernen möchte. Daniel selbst solidarisiert sich mit seinen Landsleuten, obwohl er sein Leben lang vorbildlich gelebt hat. Er windet sich nicht heraus, feilscht mit Gott nicht herum, um ihm ein Zugeständnis zu entlocken, wann das Volk nun endlich wieder frei sein würde. Nein, Daniel bekennt und er reiht sich ein in das Volk. Er beansprucht für sich keine Privilegien und profiliert sich auch nicht auf Kosten seiner Landsleute.
Könntest du so leben und handeln? Das zielt ja auf deinen Charakter, auf deine geistliche Reife. Ich denke, dass solche Fragen uns zu einer manchmal notwendigen Inventur unserer Seele veranlassen können. Das reinigt und tut gut. Außerdem lässt sich einiges auf unser Leben übertragen.
Da gibt es Konflikte in der Familie, in der Gemeinde, im Verein, in der Ehe - wo auch immer. Haben wir die Kraft zu sagen, ich habe Fehler gemacht, ich war nachlässig oder oberflächlich, habe mich geärgert oder war stur, frustriert, verletzt? Was es auch sei - hör auf, um den heißen Brei herum zu reden, dich zu winden, hör auf, Dinge endlos zu dehnen, die besser auf den Punkt gebracht werden müssen. Versuche es, und du wirst besser leben können.
Kurz danach sagt ein Engel zu Daniel: "Als du anfingst zu beten, erging ein Wort ..." (Dan 9,23) Das macht mir Mut. Ich muss Gott nicht erst überzeugen. Ich rede mir meine Schuld von der Seele, und Gott hört und befreit. Endlich wieder Luft zum Atmen. Danke!
Johannes Naether
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.