Andacht vom 08.12.2012:
Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. Psalm 102,8
Ein Forscherteam der Brigham Young University in Utah hat 140 Studien mit Daten von mehr als 300.000 Menschen ausgewertet und dabei entdeckt: Einsamkeit ist für die Gesundheit genauso schädlich wie der Konsum von 15 Zigaretten am Tag! Dass Einsamkeit so schlimme Folgen nach sich zieht, hat mich überrascht. Angesichts der zunehmenden Vereinsamung vieler Menschen vor allem in der westlichen Welt gibt diese Nachricht zu denken.
Wer Freunde hat, Liebe und Geborgenheit erlebt, kann sich kaum in die Lage von Menschen hineinversetzen, die sich allein gelassen fühlen - eines der erdrückendsten Gefühle, die es gibt. Entscheidend ist dabei nicht, ob jemand allein oder mit anderen zusammen lebt. Man kann allein sein, ohne sich einsam zu fühlen - oder einsam sein in einer Gruppe. Viele Menschen sind innerlich einsam, ohne es nach außen zu zeigen. Sie lächeln uns freundlich an - und leiden umso mehr an ihrer Vereinsamung.
Der Schreiber des heutigen Andachtswortes kannte das Gefühl der Einsamkeit: "Ich bin wie eine Eule in der Einöde, wie das Käuzchen in den Trümmern. Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache." (Ps 102,7.8) Besonders alte Menschen kennen dieses Klagelied und singen es still vor sich hin - doch wer hört und versteht es? Die Schwächung des Immunsystems, psychische Erkrankungen und die Erhöhung der Sterblichkeitsrate werden meist anderen Ursachen zugeschrieben.
Der Psalmschreiber wendet sich in seiner Not an Gott, der das Seufzen seiner Kinder hört und hilft (V. 18-21). Auch wir können einsamen Menschen helfen, indem wir sie besuchen oder einladen und sie in unser soziales Netzwerk einbeziehen. (Gerade in der Weihnachtszeit spüren viele am deutlichsten ihre Not.) Gemeinden und Hauskreise sind Stützpunkte der sozialen Integration.
Fühlst du dich einsam? Dann lass es nicht beim Klagen bewenden, sondern gehe einen Schritt auf andere zu: Rufe deine Kinder an, besuche einen Alleinstehenden, setze dich neben jemanden auf die Parkbank. Besuche den Gottesdienst und sprich dort andere an. Übernimm Verantwortung für einen Menschen - und für dich selbst. Dieses Forschungsergebnis gilt auch uns heute: "Beziehungen sind in jedem Alter wichtig und verbessern die Gesundheit." - Ich wünsche dir einen beziehungsreichen Tag!
Rolf J. Pöhler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.