Andacht vom 27.11.2004:
Angst und ihre Überwindung
In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Johannes 16,33
Ich saß im Flugzeug. Die Maschine wurde zum Start vorbereitet. Aus dem Lautsprecher die üblichen Mitteilungen: "Anschnallen, das Rauchen einstellen, die Sitzlehnen senkrecht stellen!" Als dann das Flugzeug über die Startbahn raste, kurz vor dem Abheben, spürte ich einen Druck an meinem rechten Arm. Ich wandte mich zur Seite und blickte in die ängstlichen Augen eines afrikanischen Mädchens. Meinen Arm festhaltend, sagte sie leise: "Ich habe Angst."
Man muss nicht im Flugzeug sitzen, um zu wissen, was Angst ist. Überall "in der Welt" sagt Jesus, habt ihr Angst. Schon als Kinder haben wir sie kennen gelernt. Wir fürchteten uns vor der Dunkelheit, vor Unbekanntem und Unheimlichem. Ein großer Hund oder Alleinbleiben bereiteten uns schlimme Angst. Selbst im Schlaf, im Traum, lernten wir die Angst kennen. Es gibt kein Kind, dem sie unbekannt wäre, und keinen Erwachsenen, der sie gänzlich überwunden hätte. Heute leiden viele unter "Existenzangst". Eheleute - und auch Kinder - bangen um das Weiterbestehen von Ehe und Familie. Wir haben Angst vor Krankheit, Leid, Schmerzen, Altwerden und Sterben. Keiner muss "ausziehen, das Fürchten zu lernen" wie im Märchen; die Wirklichkeit unserer Welt lässt uns Angst haben.
Warum ist das so? Eine Welt ohne Gott ist wie ein Staubkorn im All, verloren und allein. Pflanzen, Tiere und Menschen sind dem Schicksal beziehungsweise unheimlichen Gewalten ausgeliefert; die Zukunft der Erde und ihrer Bewohner ist eine große Unbekannte.
Weil die meisten Menschen nicht nach Gott und seinem Willen fragen, wird die Welt mehr und mehr zu einer Welt von Angst; denn alles Widergöttliche vermehrt die Angst. Gibt es keine Hilfe, keinen Trost? "Seid getrost, ich habe die Welt (für euch, auch für dich) überwunden."
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
