Andacht vom 13.12.2012:
Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus. Epheser 4,15
Als im Dezember 2009 unser Parlament ein "Wachstumsbeschleunigungsgesetz" verabschiedete, wurde darüber viel gespottet; nicht nur, weil damit eine eigentümliche Wortschöpfung geschaffen wurde, sondern weil man sich auch fragte, inwiefern man denn Wachstum beschleunigen könne. Man weiß, dass Wirtschaftswachstum ein wesentlicher Faktor für die moderne Welt ist, obschon es wohl nicht nur ein "Immergrößer" geben wird.
Allgemein sagen wir, dass Wachstum zum Leben gehört, was prinzipiell richtig ist. Allerdings gibt es da auch Grenzen und Unterschiede. Eine Bambusart kann an einem Tag bis zu einem Meter wachsen, während eine bestimmte Borstenkiefer gerade mal in 100 Jahren einen Zentimeter zunimmt. Der größte gemessene Eukalyptusbaum hatte eine Höhe von 132,50 Metern. Aber es gibt auch kleine Pflanzen, die sich kaum über dem Erdboden erheben.
Wie ist es bei uns Menschen? Auch im Erwachsenenalter sind nicht alle gleich groß.
Und nach welcher Elle werden Christen gemessen? Da wird aufgefordert, in der Liebe zu wachsen. Wir sind eher geneigt, zu Gottes Ehre die Entfaltung und Vervollkommnung unserer Gaben und Anlagen vorzunehmen. Und das ist durchaus richtig. Aber Wachstum in der Liebe? Wie geht das denn? Da gibt es ein eindeutiges Rezept in der Bibel, das lautet: Wachsen durch Abnehmen! Soll das stimmen? Ja, Johannes formuliert es in Bezug auf Christus so: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen." (Joh 3,30)
Da wundert es mich nicht, wenn Jesus Johannes den Größten unter den Menschen nennt (Mt 11,11), weil er offenbar Jesu Liebe am besten und eindrücklichsten verkörpert hat.
Wer meint, groß herauskommen zu müssen, wird am Ende zu einer mickrigen Null schrumpfen. Wer Jesus durch sein Leben verherrlicht, wird von ihm auf den Thron gehoben werden. Was für eine Aussicht: Wachsen durch Abnehmen, wachsen "zu dem hin, der das Haupt ist, Christus".
Keiner hat es nötig, unter seiner Trauerweide sitzen bleiben zu müssen oder sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. In der Liebe zu wachsen ist für jeden möglich.
Josef Butscher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.