Andacht vom 17.01.2013:
Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Römer 7,18b.19
Unwillkürlich muss ich an manche meiner Fernkursteilnehmer denken, die es mit ihrem Glauben und ihrer Beziehung zu Christus von Herzen ernst meinen. Es ist nämlich gerade diese Ernsthaftigkeit, die sie auf die falsche Fährte bringt und dazu veranlasst, auf die Frage nach ihrem persönlichen Anteil an der Erlösung die Antwort anzukreuzen: "Mein Anteil an meiner Erlösung besteht darin, dass ich mich täglich mit aller Kraft darum bemühe, gut zu sein."
Selten hat ein Trick des Bösen besser funktioniert. Immer wieder gelingt es ihm gerade im Leben von Menschen, die sich wirklich um eine tiefe Beziehung zu Gott bemühen, den Eindruck zu verfestigen: Der Weg mit Gott ist ein Kampf und eine Last, und nur, wer "immer strebend sich bemüht", wird schließlich erlöst werden (Goethe, Faust II). Da ist dann der seelische (und manchmal auch der körperliche) Zusammenbruch nur eine Frage der Zeit. Paulus erlebte, dass das "strebende Bemühen" nicht ausreicht. Mancher meiner Kursteilnehmer ist total erstaunt, wenn ich ihn auf diese Tatsache hinweise, unseren Andachtstext zitiere und feststelle, dass er oder sie sich mit dieser Erfahrung buchstäblich in bester apostolischer Gesellschaft befindet.
Vielen meiner Mitchristen wird es ähnlich gehen. Aber was hinsichtlich dieses Missverständnisses gilt, gilt eben auch für seine Lösung. Paulus hat sie für sich gefunden. Es war die einzige, die ihm wirklich half, und es ist auch die einzige, die uns wirklich helfen wird, auf die richtige Schiene zu kommen, wenn es um unsere Erlösung geht. Er hörte auf, gegen sich selbst und seine Unzulänglichkeiten zu kämpfen, klammerte sich stattdessen mit aller Kraft an seinen Erlöser und setzte sein ganzes Vertrauen darauf, dass Er ihm nicht nur "das Wollen", sondern auch die Kraft zum "Vollbringen" schenken (Phil 2,13) und ihn in seiner Gnade und Barmherzigkeit letztlich ans Ziel kommen lassen
würde (Eph 2,8-10).
Bist du gerade heute völlig am Ende deiner Kraft? Reicht sie nur noch aus, dich an Christus zu klammern? Dann haben wir etwas gemeinsam: Wir sind beide auf dem richtigen Weg, dem einzigen Weg, der zur Erlösung führt. Gott sei Dank!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.