Andacht vom 01.12.2004:
Erkenntnis
Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Hiob 42,5
Dunkle Wolken ziehen auf. Der Sturm beutelt die Baumkronen und zerreißt ihnen das Blätterkleid. Menschen und Tiere retten sich unter schützende Dächer. Schon zucken die ersten Blitze, da hört man Gottes Stimme aus dem Gewitter: "Wer ist der, der den Ratschluss verhüllt mit Worten ohne Verstand?" (V. 3)
Harte Worte sind das. Doch Hiob ist nicht gekränkt. Er ist ja so froh, dass er endlich mit seinem Herrn reden kann! Doch vor dem Sprechen kommt das Zuhören. Als Hiob atemlos lauscht, wird ihm von neuem bewusst, wie unendlich groß Gott ist und wie weise. Dass er sich trotzdem um die geringsten Geschöpfe kümmert, zum Beispiel mutterlose Raben mit Futter versorgt, dass er Hagel und Schnee klug in besonderen "Speichern" verwahrt, dass er alle Dinge weiß und lenkt, das stärkt Hiobs Vertrauen in Gottes Weisheit.
Nun ist er überzeugt, dass er nie, auch nicht einen einzigen Augenblick, von Gott verlassen war. Nur einem ist es je so ergangen: Gottes eigenem Sohn am Kreuz, als er die Schuld der gesamten Menschheit auf sich nahm und unser aller Strafe erlitt. Dieser Sohn ist zugleich Hiobs Rechtsanwalt. Er vertritt ihn, spricht ihn von jeder Schuld frei, bewirkt, dass Hiob vor Gott angenehm und von IHM angenommen ist.
Erkennen auch wir in Jesus Christus unseren Heiland, dann brauchen wir im Leid nicht zu verzweifeln. Dann lassen wir das ständige Fragen nach dem Warum des Leides, weil wir begreifen, dass wir Gottes Pläne nicht bis ins Letzte verstehen und sein Handeln nie beurteilen können. Da werden wir ganz klein und bescheiden und erkennen unsere Unwürdigkeit. Und indem wir so demütig sind, macht Gott uns wieder stark.
"Der Herr wandte das Geschick Hiobs ... und gab Hiob doppelt soviel, wie er gehabt hatte. Und der Herr segnete Hiob fortan mehr als einst." (V. 10.12)
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.