Andacht vom 22.01.2013:
"Ihr habt nicht gewollt." Matthäus 23,37
Schon am Anfang der Bibel wird uns bewusstgemacht, dass Gott uns als Wesen geschaffen hat, die sich frei entscheiden können und auch sollen.
Gott wusste, dass die Entscheidungsfreiheit das Risiko der Fehlentscheidung mit einschloss. Aber Menschen zu wollen, die zur Fehlentscheidung unfähig wären, hätte bedeutet, unfreie Marionetten zu schaffen. Als Bezugspersonen hätten sie für Gott nicht seinem "Bild" entsprochen (1 Mo 1,26a.27). Sie wären für ihn kein Gegenüber gewesen.
Nachdem er Adam und Eva geschaffen hatte, machte er ihnen sofort bewusst, dass sie frei entscheiden konnten. Der Gegenstand der Entscheidung war unspektakulär, reichte aber aus, um klarzumachen, wem sie am meisten vertrauten. Er verbot ihnen, von einem Baum im Garten Eden zu essen, und machte sie auch mit den Folgen bekannt (1 Mo 2,16.17). Der Gegenspieler Gottes erschlich sich mit geschickten Zweifelsfragen und Versprechungen ihr Vertrauen. Sie entschieden sich freiwillig, Gott weniger zu vertrauen als dem Verführer, und übertraten Gottes Verbot (1 Mo 3,1-6). Damit wurde der Vertrauensbruch zur ersten menschlichen Sünde. Als Konsequenz wurde der Mensch von der Quelle des Lebens getrennt.
Die Freiheit der Entscheidung aber ist geblieben. Gottes Volk im Alten Testament wurde in Krisenzeiten immer wieder vor die Frage gestellt: Wollt ihr den Göttern dienen oder dem HERRN? (Vgl. Jos 24,15)
Als Jesus, der Sohn Gottes, in Israel predigte, versuchte er mit ganzer Hingabe, ihnen den Weg zu zeigen, der sie zum äußeren und inneren Frieden führen würde, aber sie entschieden sich gegen ihn. Unser Andachtswort ist der Schluss dieser traurigen Aussage Jesu: "Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!" (Mt 23,37) Den Schriftgelehrten warf Jesus vor: "Ihr lest die Heilige Schrift gründlich, um ewiges Leben zu finden. Und tatsächlich weist sie auf mich hin. Dennoch wollt ihr nicht zu mir kommen, um ewiges Leben zu haben." (Joh 5,39.40 Hfa)
Gott achtet unsere Freiheit. Er wirbt darum, dass wir seine Liebe erkennen und seinem Willen folgen, aber wir entscheiden, ob wir es tun wollen. Jeder von uns steht vor der entscheidenden Frage des Neuen Testamentes: Glaubst du an Jesus Christus als deinen Erlöser? Gott sagt uns deutlich, was das Beste für uns ist, aber er zwingt uns nicht.
Harald Weigt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.