Andacht vom 28.02.2013:
Sei stille dem HERRN und warte auf ihn. Entrüste dich nicht über den, dem es gut geht, der seinen Mutwillen treibt. Psalm 37,7
In einer großen Gemeinde herrschten zu Beginn des Gottesdienstes rege Gespräche und freudige Begrüßungen. Ein junger Pastor, dem die Unruhe nicht gefiel, ging nach vorn und hielt ein selbst angefertigtes Schild hoch, auf dem in großen Buchstaben stand: "SEI STILLE DEM HERRN". Sofort trat eine betretene Stille ein, und irgendwie schien das Stirnrunzeln des Himmels über der ganzen Versammlung zu liegen.
Erst Jahre später wurde mir bewusst, dass wir manchmal ein gutes Gotteswort ganz profan unseren Zwecken nutzbar machen und dabei seine tiefere Bedeutung übersehen. Denn dieses Wort: "Sei stille dem Herrn", gilt ja dem angefochtenen gläubigen Menschen, der sich in einer Welt bedrängt sieht, die von Gott nichts wissen will und ohne oder gar gegen ihn ihr Leben führt. Da könnte doch wirklich Entrüstung aufkommen, warum Gott sich das bieten lässt und nicht dazwischenfährt.
Im Psalm mahnte David die Impulsiven unter seinen Glaubensfreunden - vielleicht auch ein wenig sich selbst: "Werde ruhig vor dem HERRN und warte gelassen auf sein Tun! Wenn Menschen, die Böses im Schilde führen, auch noch ständig Erfolg haben, reg dich nicht auf! Lass dich nicht hinreißen zu Wut und Zorn, ereifere dich nicht, wenn andere Böses tun; sonst tust du am Ende selber Unrecht!" (V. 7.8 GNB) Zu diesem Stillewerden ruft auch schon der 5. Vers auf: "Überlass dem HERRN die Führung in deinem Leben; vertrau doch auf ihn, er macht es richtig!" (GNB)
Wie tief sind die Gedanken, die David mit der Aufforderung verbindet: "Sei stille dem Herrn!" Ich darf mich Gott jeden Morgen neu anvertrauen, auch meine Zukunft ist bei ihm in guten Händen. Selbst wenn meine Pläne durchkreuzt werden, weiß ich doch, dass er es richtig machen wird.
Vielleicht war es in der zu Ende gehenden Woche nicht immer leicht, in dieser Gelassenheit des Glaubens den Alltag zu meistern. Umso größer ist die Freude, meinen Glaubensgeschwistern und -freunden im Gottesdienst zu begegnen, den Alltag draußen vor der Tür zu lassen und mir durch das Hören auf Gottes Wort neue Kraft schenken zu lassen. Ich bete schon jetzt dafür - und auch für die, die verhindert sind, am Gottesdienst teilzunehmen.
Johannes Fiedler
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.