Andacht vom 25.04.2013:
[Gott] hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. Prediger 3,11
Ich erinnere mich, wie meine Frau und ich einmal den Strand der kleinen Ostseeinsel Poel entlang wanderten, als uns plötzlich ein wundersames Bild überwältigte: vollkommene Stille, kein Mensch, aber weit ins Meer hinaus standen reglos Wasservögel - Kraniche, Reiher und andere. Darüber eine goldene Sonne. Spontan kam uns derselbe Gedanke in den Sinn: das Paradies! Was für ein Geschenk, wenn wir noch staunen können.
Der Prediger schrieb: Gott hat "die Ewigkeit ins Herz" der Menschen gelegt. Egal, ob wir glauben oder nicht oder was wir glauben - tief in uns lebt eine Sehnsucht nach etwas Letztgültigem, Erhabenem, Anbetungswürdigem. Wir suchen danach. Und tatsächlich können wir mit unserer Vernunft die Spuren Gottes in Natur und Geschichte entdecken und ihnen ein Stück weit nachgehen.
Es gibt viele Vernunftargumente für die Existenz Gottes. Sie kommen alle aus unserer Erfahrungswelt. Das einfachste Argument ist wohl die einzigartige Ordnung des Universums - im Großen wie im Kleinen. Sie zwingt uns zu dem Schluss, dass es eine ordnende, schöpferische Kraft geben muss - vielleicht eine Zentralidee, einen "Masterplan". Dieser Ursprung aber muss ein personhaftes, also ein denkendes, ansprechbares Wesen sein. Wenn es nicht so wäre, würde der Mensch, der doch Person ist, auf einer höheren Stufe stehen als seine schöpferische Ursache. Das wäre gegen alle Vernunft. Stellen wir uns eine Frau vor, die einen Kuchen gebacken hat - undenkbar, dass der Kuchen von höherem Wert sein sollte als die Frau.
So einleuchtend unsere Überlegungen auch sein mögen: Wir stoßen mit ihnen an eine Grenze. Die Vernunftargumente weisen auf die Existenz Gottes hin. Um aber Gott vertrauen, ja mehr noch, ihn lieben zu können, bedarf es einer tieferen Erkenntnis: Wir müssen wissen, wer Gott ist. Das Wesen Gottes aber enthüllt uns allein Jesus Christus - durch sein Leben und auch durch sein Sterben am Kreuz.
Die Vernunft führt uns in den Vorhof des Heiligtums. Für den Schritt über die Schwelle, ins Heiligtum hinein, brauchen wir Gottes Gnade, seine unverdiente Güte.
Dieter Leutert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.