Andacht vom 02.05.2013:
Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott. Römer 2,11
Vor einigen Jahren arbeitete ich in einem Forschungsinstitut der Europäischen Kommission, in dem Nuklearforschung für friedliche Zwecke betrieben wird. In den ersten Monaten war ich im sogenannten Kontrollbereich, in dem die eigentliche Forschungstätigkeit stattfindet. Obwohl ich dort als Sekretärin angestellt war und nicht zum wissenschaftlichen Stab gehörte, musste ich immer einen langen, weißen Labormantel tragen. Die ersten Worte meines Abteilungsleiters, eines weltweit anerkannten Wissenschaftlers, waren: "Ich habe auch so etwas an." Dabei deutete er auf seinen weißen Mantel. Vermutlich wollte er, dass ich mich in meiner Kleidung wohlfühlen sollte.
Ich fand diese Bemerkung im Nachhinein lustig, weil sie deutlich machte, dass es keinerlei äußere Unterschiede gab zwischen den Menschen, die in diesem Kontrollbereich arbeiteten. Es war nicht wichtig, ob man ein teures Markenhemd trug, einen Minirock, Designerschuhe (die musste man vor dem Betreten der radioaktiven Zone gegen weiße Schuhe eintauschen), oder etwas, das in irgendeiner Weise auffällig war. Jeder sieht in einem weißen Labormantel gleich aus.
Ich habe aus der Bibel gelernt, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Er bevorzugt niemanden. Für ihn macht es keinen Unterschied, wie wir uns äußerlich präsentieren - er sieht ins Herz (1 Sam 16,7c). Was geschieht heute in meinem Inneren? Sind meine Gedanken, Worte und Taten im Einklang mit dem was ich bekenne? Habe ich ein "reines" Herz? Besitze ich die Frucht des Geistes "Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung"? (Gal. 5,22.23 Einheitsübersetzung)
"Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist." (Ps. 51,12) Dies war das aufrichtige Gebet Davids, nachdem er in Sünde gefallen war. Sollten wir nicht täglich unseren Vater bitten, uns innerlich zu reinigen? Ist er nicht derjenige, der uns all unsere negativen Charakterzüge offenbaren und uns vor dem Fallen bewahren kann?
Lieber Vater, ich danke dir, dass du mich durch und durch kennst, und ich dir nichts vormachen muss. Bitte mach aus mir einen Menschen nach deinem Herzen.
Daniela Weichhold
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.