Andacht vom 05.05.2013:
Als aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: "Frau, sei frei von deiner Krankheit!" Lukas 13,12
Mit einem langen, liebevollen Blick schaute Jesus auf diese seit 18 Jahren verkrümmte Frau (V. 11). Er erkannte aber auch ihr Lebenspotenzial, das sich noch entfalten konnte. Als er ihr die Hände auflegte, richtete sie sich auf (V. 13). Sie riskierte es im Vertrauen auf Gottes Sohn und begab sich in das Abenteuer "aufrecht" zu leben und uneingeschränkt zu sehen.
Jesu Wort befreit auch heute von "Verkrümmungen": von falschen Gewohnheiten, von uns zugewiesenen Rollen, aus vorgetäuschter Sicherheit.
Auch die anderen Beteiligten der Geschichte waren "verkrümmt", was aber nicht äußerlich sichtbar war. Der Synagogenvorsteher zum Beispiel bildete sich ein, ausgerechnet den Sohn Gottes, der den Ruhetag geschaffen hatte, über rechte Sabbatheiligung belehren zu müssen (V. 14).
Jesus wollte durch die Heilung dieser Frau ein Exempel statuieren. Daher seine deutlichen Worte: "Ihr Scheinheiligen! Jeder von euch bindet doch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Futterkrippe los und führt ihn zur Tränke. Aber diese Frau hier, die eine Tochter Abrahams ist - achtzehn Jahre lang hielt sie der Satan gebunden, und sie sollte nicht an einem Sabbat von dieser Fessel befreit werden dürfen?" (V. 15.16 GNB)
Seine Worte blieben nicht ohne Folgen: "Als Jesus das sagte, mussten alle seine Gegner sich geschlagen geben. Aber die ganze große Menge freute sich über all die wunderbaren Taten, die Jesus vollbrachte." (V. 17 GNB)
Bei dieser wahren Geschichte frage ich mich auch selbst: Wo blockieren bei mir Gewohnheiten, starre Regeln, festgeschriebene Rollen oder Angst vor Veränderung den Blick für den Menschen? Wo bin ich zu sehr mit Organisation, Aktion und Programmgestaltung beschäftigt, dass ich blind bin für die tiefsten Bedürfnisse meiner Mitmenschen und dabei den wahren Geist des Sabbats verletze?
Albrecht Höschele
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.