Andacht vom 25.06.2013:
Es sei Gutes oder Böses, so wollen wir gehorchen der Stimme des HERRN, unseres Gottes. Jeremia 42,6
Der Spruch des Propheten Jeremia führt uns tief in die Geschichte Israels. Am 16. März 597 v. Chr. hatte der babylonische König Nebukadnezar Jerusalem erobert. Jetzt war es wie in Berlin, Breslau oder Dresden 1945: Schrecken überkam die Menschen und Angst vor noch Schlimmerem. Viele waren schon geflohen. Die Übriggebliebenen wollten nun nach Ägypten ziehen. Viele zögerten noch, waren unschlüssig, fragten sich: "Bleiben oder gehen?" Sie bestürmten Jeremia: "Bete zu Gott, dass er uns Weisung gibt!" Nach zehn Tagen bekam der Prophet die eindeutige Botschaft Gottes: "Bleibt! Fürchtet euch nicht vor den Babyloniern!" (Vgl. Jer 42,3.7.11) Sie blieben nicht - entgegen ihrem Versprechen, der Weisung Gottes zu gehorchen (V. 6). Warum gehorchten sie Gott nicht? Weil ihnen der Rat, den Jeremia übermittelt hatte, nicht gefiel. Sie waren nicht bereit, das ihnen schlecht Erscheinende anzunehmen.
Ich versuche, die Leute von Jerusalem zu verstehen: Heimat, Haus und Hof preiszugeben - das tut keiner leichten Herzens. Was sie in Jerusalem erlebt hatten, muss ein Schock gewesen sein. Und wer garantierte ihnen, dass es wirklich Gott war, der durch Jeremia sprach?
Wer garantiert es uns? Oft stehen auch wir in ähnlichen Situationen: Was ist das Richtige? Studieren oder nicht? Operieren oder nicht? Auswandern oder hier bleiben? Ins Altersheim ziehen oder ...? Wir haben keinen Jeremia, den wir fragen könnten, aber wir können beten. Wir können Gott unsere Probleme vorlegen und um seine Führung bitten. Er wird sie uns nicht versagen. Wir wollen ihm auch dann vertrauen, wenn der Weg uns schlecht erscheint. Oft ist gerade der schwerere Weg der richtige. Eine Garantie dafür gibt es nicht. Aber Gott schenkt uns einen inneren Frieden und die Gewissheit, dass es Gottes Weg ist. Und die geht über jede Garantie.
Einer der vielen, die das erfahren haben, ist Dietrich Bonhoeffer. Im Wehrmachtgefängnis Berlin-Tegel schrieb er in einem Brief: "Gottes Hand und Führung ist mir so gewiss, dass ich hoffe, immer in dieser Gewissheit bewahrt zu werden. Du darfst nie daran zweifeln, dass ich dankbar und froh den Weg gehe, den ich geführt werde. Mein vergangenes Leben ist übervoll von Gottes Güte und über der Schuld steht die vergebende Liebe des Gekreuzigten."
Dieter Leutert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.