Andacht vom 30.06.2013:
Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Hebräer 10,35
Am 30. Juni 1859 (heute vor 153 Jahren) vollbrachte Jean Francois Gravelot eine sehr wagemutige Tat. Bekannt als "der große Blondin" ließ dieser Artist ein 330 Meter langes Hanfseil über die Niagarafälle spannen, nur acht Zentimeter dick. Auf diesem Seil wollte er die Fälle von der amerikanischen auf die kanadische Seite überqueren, nur mithilfe eines langen, 18 Kilogramm schweren Balancierstabes.
Als er ein Viertel des Weges geschafft hatte, gähnte er, streckte sich und legte sich auf dem Seil nieder und schien ein paar Minuten zu schlafen. Dann stand er wieder auf und ging bis zur Mitte. Von dort ließ er ein dünnes Seil hinunter, das 60 Meter lang war. Es erreichte ein Boot auf dem Fluss. Eine Flasche wurde daran befestigt, die Blondin hochzog; dann trank er daraus. Natürlich erreichte er das kanadische Ufer. Auf seinem Rückweg in die USA - natürlich über das Seil - schoss er Fotos.
In dem Sommer überquerte Blondin die Niagarafälle noch mehrmals auf dem Seil: er ging rückwärts, fuhr mit einem Fahrrad hinüber, überquerte das Seil nachts bei Kerzenlicht und einmal schob er eine Schubkarre vor sich her, in der sich ein kleiner Ofen befand. Auf der Seilmitte hielt er an, zündete den Ofen an, buk einen Pfannkuchen und aß ihn.
Einmal fragte er das staunende Publikum: "Wer glaubt, dass ich es mit einer Person in der Karre hin und zurück schaffe?" Viele meldeten sich. Dann fragte er, wer bereit wäre, sich in die Schubkarre zu setzen. Niemand meldete sich!
Diese Geschichte ist vielfach bekannt, aber sie veranschaulicht für mich immer noch am eindrucksvollsten den Unterschied zwischen Für-wahr-halten und Vertrauen. Und genau das ist der entscheidende Unterschied, wenn es um rettenden Glauben geht. Wir können vieles für wahr halten: dass Gott die Welt geschaffen hat, Jesus der Sohn Gottes ist und am Kreuz für unsere Sünden starb, dass er auferstanden ist und einst wiederkommen wird, damit die Gläubigen auf einer neuen Erde ewig leben können. Doch all dies für wahr zu halten wird uns keine Vergebung der Sünden und kein ewiges Leben bringen! Entscheidend ist, ob wir Jesus vertrauen. Das ist die eigentliche Bedeutung von "glauben" in der Bibel. Und ob wir Christus vertrauen, zeigt sich darin, dass wir uns ihm anvertrauen, quasi in seine Schubkarre steigen, damit er uns über den Abgrund an das andere Ufer bringen kann - in das "gelobte Land".
Werner E. Lange
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.