Andacht vom 08.07.2013:
[Der Herr] hat zu mir gesagt: "Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. 2. Korinther 12,9
Dass die Schwachen in Wirklichkeit die Starken sind, ist ein göttliches Geheimnis. Bei Gott werden die Werte umgekehrt. Am Ende der Kraft beginnt ein neuer Weg lautet der Titel des Buches der schwedischen Pastorin Kerstin Hesslefors Persson. Sie beschreibt darin sehr feinfühlig und authentisch ihre Erfahrungen mit der eigenen Schwäche und Kraftlosigkeit. Es ist ein schwerer Weg von den ersten Symptomen, die sie nicht einordnen konnte ("als hätte jemand den Stecker aus der Dose gezogen") bis hin zu einer Therapie und zum Beginn eines neuen Weges.
Es gibt viele Menschen, die mit Begrenzungen leben müssen. Oft ist es bewundernswert, wie souverän Behinderte mit ihren Unzulänglichkeiten im täglichen Leben umgehen und wie viel Kraft sie aufwenden, um ein einigermaßen normales Leben führen zu können. Doch Schwäche ist unerwünscht, sie wird verborgen, überspielt oder kaschiert. Dabei ist es ein Zeichen von Stärke, die eigenen Schwächen anzunehmen. Und dieses Annehmen führt zur Barmherzigkeit mit sich selbst und mit Anderen. Plötzlich können wir sie verstehen. Es ist interessant, wie viele sich "outen", wenn man ihnen von der eigenen Unzulänglichkeit, vom eigenen Zusammenbruch und der eigenen Kraftlosigkeit erzählt. Sie sind glücklich, jemanden gefunden zu haben, bei dem sie nicht stark sein müssen.
"Wenn ich akzeptieren kann, dass die Begrenzungen meines Lebens ganz normal sind, kann ich ahnen, dass es in der Begrenzung auch Öffnungen gibt ... Wir müssen auch über Trauer, Rückschläge und Überforderung sprechen können, wenn wir das Leben realistisch sehen möchten . Wenn wir es wagen, das Schwere beim Namen zu nennen, geschieht auch etwas mit uns", schreibt die schwedische Pastorin.
Wir erfahren Gottes Kraft viel intensiver als in der Stärke. Wir können nicht mehr kämpfen, sind ganz abhängig von ihm. Dann erleben wir, wie er uns allmählich wieder aufrichtet, wie er für uns kämpft, weil bei uns nichts mehr geht. Und dann dürfen wir erfahren: "Am Ende der Kraft beginnt ein neuer Weg."
Stehen wir zu unserer Schwachheit, denn der Herr macht uns stark!
Heidemarie Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.