Andacht vom 10.07.2013:
Gott, ich will dir immer danken für das, was du getan hast. Vor allen, die zu dir halten, will ich dich rühmen, weil du so gütig bist. Psalm 52,11 (Gute Nachricht Bibel)
In meinen Kinderzeiten hatte man sich zu bedanken. Pflichtschuldig setzte ich mich regelmäßig an den Tisch und schrieb in Sonntagsschrift einen Brief an die Oma oder den Onkel: "Danke für dein schönes Geschenk. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Wie geht es dir? Mir geht es gut." Gelegentlich konnte man ergänzen, dass man sich angeblich schon immer ein Taschentuch mit gehäkeltem Spitzenrand gewünscht hat oder ein Buch, dem die Moral aus den Seiten trieft. Meine Dankesschreiben fielen - weil erzwungen - auch bei tollen Geschenken ähnlich leidenschaftslos aus.
Wie entsteht ein ehrliches Dankgefühl? Und wie drückt man es aus? Wer den Hausputz erledigt oder den Müll rausbringt und ein großes Dankeschön erwartet, der muss sich fragen, warum er das Ganze eigentlich tut. Wer sich aber übersehen oder mit seinen Leistungen missachtet fühlt, der sollte mit seinen Mitbewohnern Klartext reden. Man muss deutlich sagen, wenn nach eigener Ansicht alle oder zu viele Lasten auf den eigenen Schultern ruhen einfach weiterwerkeln und darauf hoffen, dass der Andere schon merken wird, was wir erwarten, ist meistens vergeblich.
Was einen manchmal daran hindert, so offen zu reden, ist der "Vorteil", den man vom Schweigen hat. Man fühlt sich gut, weil man ja so viel leistet und leidet - und kann Anderen noch Vorwürfe für ihr Unverständnis und ihre Faulheit machen. Der Dank, der dann oft kommt - um des lieben Friedens willen -, ist bestimmt nicht der Dank, auf den wir gewartet haben.
Der Psalmschreiber bedankte sich direkt bei Gott und erzählte weiter, wie er Gottes Güte erlebt hat. Ein Dank, der nicht nur aus lieben Worten besteht, sondern sich in einer Haltung, in Taten und in Begeisterung niederschlägt, der freiwillig und ohne Zwang kommt, ist herzerfrischend und ansteckend. Bei Kindern kann man das häufig beobachten, wenn sie ein langersehntes Geschenk erhalten, dem Schenkenden stürmisch um den Hals fallen und es dann immer bei sich tragen oder stolz ihren Freunden zeigen. Oder wenn sich die alte Nachbarin mit einem selbst gebackenen Kuchen bedankt, weil ich ihr den Schnee vor der Haustür weggefegt habe.
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Fantasievolle Danksagungen auch.
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.