Andacht vom 06.08.2013:
So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Matthäus 20,16
Ich war auf dem Weg von einer Urlaubsreise in die Vereinigten Staaten zurück nach Belgien. Am Chicagoer O´Hare Flughafen informierte uns eine Lautsprecherdurchsage, dass es ein technisches Problem mit dem Flugzeug gäbe und sie auf eine neue Maschine warteten. Ich machte mich schon auf eine verspätete Ankunft in Brüssel gefasst, als eine zweite Durchsage folgte: Eine Ersatzmaschine stehe bereit. Wegen der Anschlussflüge sollten wir aber sofort einsteigen, während der Cateringservice die Rollwagen mit den Mahlzeiten in die Bordküchen bringe.
Es gab dabei nur ein Problem: Die Passagiere der ersten Klasse konnten die Maschine nicht (wie üblich) zuerst besteigen. So betraten die Passagiere der Touristenklasse das Flugzeug zuerst durch einen Gang, während parallel auf dem anderen die Wagen rollten.
Ich fand diesen Vorfall recht amüsant. All diese Leute, die erheblich mehr für ihren Flug bezahlt hatten, mussten auf das Privileg verzichten, die Maschine zuerst besteigen zu dürfen.
Dieser Vorfall erinnerte mich an das Gleichnis vom Weinbergbesitzer (Mt 20,1-16), der Leute für die Arbeit in seinem Weinberg anstellte: Am Ende des Tages gab er allen den gleichen Lohn, unabhängig davon, ob sie nur eine Stunde oder den ganzen Tag gearbeitet hatten. Unser Andachtswort sprach Jesus am Ende dieses Gleichnisses.
Ich hatte lange Zeit Schwierigkeiten, dieses Gleichnis zu verstehen. Ich fand es so ungerecht, dass jeder denselben Lohn bei einer so unterschiedlichen Arbeitszeit bekam. Bis mir klar wurde, worum es hier wirklich geht, nämlich um Gottes Gnade und unsere Erlösung.
Fühlen wir uns manchmal als Christen der "ersten Klasse", die den Zugang in das Reich Gottes (die ewige Erlösung) als eine Selbstverständlichkeit betrachten? Glauben wir ernsthaft, dass wir es uns "erarbeitet" haben, eines Tages dort zu sein? Was ist mit den Christen, die sich erst später bekehren und nicht so viel Zeit haben, Gott zu dienen und Menschen zu Jesus zu führen? Gott wird sie alle gleich belohnen - den Verbrecher, der am Kreuz neben Jesus starb, kurz nachdem er sich bekehrt hatte (Lk 23,40-43), wie den langjährigen Nachfolger Christi, denn bei Gott gibt es keine "Zweite-Klasse-Christen". Gott sei Dank!
Daniela Weichhold
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.