Andacht vom 23.12.2004:
Befreiung
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Jesaja 43,1
Das Wort "erlösen" ist heute kaum noch im Sprachgebrauch. Kinder hören es im Märchen, wenn jemand vom Fluch einer bösen Fee befreit wird. "Erlösung" bedeutet: Ein anderer setzt sich für mich ein, kauft mich frei. Entführer fordern Lösegeld, das kennen wir leider allzu gut.
Wenn die Bibel deutlich macht, dass Jesus uns erlöst hat, beschreibt sie genau diesen Sachverhalt - allerdings mit dem Unterschied, dass nicht jemand uns in eine schlimme Lage gebracht hat, sondern wir selbst. Die Folgen davon sind verhängnisvoll: Schuldgefühle, Disharmonie zu anderen Menschen, Verlust von Lebensqualität und persönlicher Freiheit, schließlich Angst vor Bestrafung. Das muss, dank der Erlösungstat Jesu, nicht so bleiben. Er bietet uns Vergebung an: "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst."
Wir haben Schwierigkeiten, dieses Angebot Gottes zu verstehen und anzunehmen, weil uns der menschliche Grundsatz vertraut ist: Wie du mir, so ich dir! Zumindest verhalten wir uns nach dem Prinzip: Du hast die Suppe eingebrockt, nun löffle sie auch aus. Stets denken wir: Erst Wiedergutmachung und dann Friedensvertrag!
Gott aber weiß, dass wir Menschen auf diese Weise nie ohne Furcht voreinander leben können. Immer müssen wir mit den Folgen unseres Versagens rechnen und die Vorhaltungen unserer Mitmenschen ertragen - auch der besten Freunde.
Gott sagt dir, dass damit ab heute Schluss sein kann, "denn ich habe dich erlöst". Das heißt: Ich habe das Gesetz von Saat und Ernte durchbrochen, weil ich dich liebe und dir vergebe. Ich helfe dir wieder zurecht, ich nehme dich in Schutz vor verächtlichen Blicken und zeige dir, wie dein Herz ruhig werden kann. Ich erkläre dir den Unterschied von Selbstmitleid und wahrem Schuldbekenntnis. Ich liebe dich immer noch, und es gibt auch Menschen, die dich lieben - du wirst es bald erfahren. "Fürchte dich nicht", glaube nur!
Helmut Kraus
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.