Andacht vom 22.12.2004:
Sehnsucht nach Liebe
Lasst uns einander lieben, denn die Liebe kommt von Gott. 1. Johannes 4,7 (Hoffnung für alle)
Kaum ein Wort bewegt Menschen so wie "Liebe". Wohl kein anderes hat so viele Hoffnungen und Sehnsüchte geweckt und andererseits so viele Enttäuschungen hervorgerufen, so viele Menschen verbittert. Niemand will ohne Liebe leben.
Warum braucht der Mensch Liebe? Warum sucht er sie? Das hängt damit zusammen, dass er nicht das Produkt eines Zufalls ist. In einem System, wo sich alle Lebewesen "emporentwickelt" hätten und allein die Stärksten überleben könnten, wäre die Liebe nicht unterzubringen. Der Mensch ist aber aus der Hand eines liebenden Schöpfers hervorgegangen, und dieser hat ihm, seinem "Ebenbild", etwas von seinem eigenen Wesen gegeben. Dass wir alle der Liebe bedürfen, erklärt sich daraus, dass wir alle in unserer Existenz auf den Schöpfer hin angelegt sind.
Jeder braucht folglich Liebe. Wenn er zu wenig empfängt, wird er selber nicht liebesfähig. Dass heute so viele Ehen und Familien zerbrechen, hat eine wesentliche Ursache darin, dass eine Generation zu wenig Liebe bekommen hat, weil die vorhergehende zu sehr mit sich selbst beschäftigt war. Wer aber keine Liebe empfängt, kann keine weitergeben. Liebe lässt sich auch nicht erzwingen, selbst wenn man sich noch so sehr bemüht. Liebe kann man nur empfangen.
Niemand muss jedoch verzweifelt nach Liebe suchen. Gottes Liebe ist für jeden da. So wie wir uns über ein Zeichen der Liebe von einem anderen Menschen freuen, haben vor alters die Propheten als Gottesboten dem Volke Israel versichert: "Ich habe dich je und je geliebt. Darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte." (Jeremia 31,3)
In dieser Liebe will Gott uns auch heute entgegenkommen. Das macht uns Mut - selbst wenn uns die Lieblosigkeit anderer hart treffen sollte.
Manfred Böttcher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.