Andacht vom 20.09.2013:
Niemand soll dich verachten, weil du noch jung bist. Sei allen Glaubenden ein Beispiel mit deinem Reden und Tun, deiner Liebe, deinem Glauben und deiner Reinheit. 1. Timotheus 4,12 (Gute Nachricht Bibel)
Nennen wir sie Lena. Sie war Krankenschwester von Beruf und das war gut so. Nach einem langen Arbeitstag war sie auf dem Nachhauseweg, da passierte es. Ein Mädchen, vielleicht zehn Jahre alt, wurde von einem Auto angefahren. Sie lag bewusstlos auf der Straße. Lena wusste sofort, was sie tun musste. Vorsichtig brachte sie das Mädchen in die stabile Seitenlage. Sie versuchte gerade, eine offene Wunde abzubinden, da stand ein älterer Herr vor ihr und schrie sie an: "Lass die Finger von der Kleinen. Du machst ja alles nur noch schlimmer. Verletzte soll man liegen lassen, bis ein fähiger Helfer kommt."
Lena wies den erregten Mann darauf hin, dass sie ausgebildete Krankenschwester mit einiger Berufserfahrung ist. Doch es hatte keinen Zweck. "Papperlapapp, Krankenschwester. Ich habe ein paar Jahre mehr Erfahrung als du, Grünschnabel!" Noch während der Mann so schimpfte, brachte ein Krankenwagen das Kind in die Klinik.
Lena hätte allen Grund gehabt, sich über diesen alten rechthaberischen Mann aufzuregen, der sie zudem noch einfach duzte. Er hatte kein Recht, sie - noch dazu öffentlich - so zu behandeln. Aber Lena sagte kein unfreundliches Wort und ging still weiter.
Offensichtlich stand auch Timotheus, ein Mitarbeiter des Apostels Paulus, wegen seiner Jugend in der Kritik. Paulus forderte Achtung und Respekt: vor Jungen, aber auch vor Alten (siehe 1 Tim 5,1.2), überhaupt vor allen Menschen! Gegenseitige Achtung - darauf kommt es an.
Durch gegenseitige Achtung werden Probleme gelöst. Das gilt auch für Spannungen zwischen den Generationen. Und das geschieht umso besser, wenn einer anfängt, Vorbild zu sein: durch bedachtes Reden, kluges Handeln und engagierten Einsatz. Mangelndem Respekt begegnet man also nicht mit Kritik oder passivem Rückzug, sondern durch vorbildliches Engagement. Das ist nicht immer leicht, aber wer es versucht, hat am Ende die "besseren Karten" - weil Vorbild immer überzeugt.
Ob jung oder alt heute ist der beste Tag, damit anzufangen.
Roland E. Fischer
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.