Andacht vom 06.12.2013:
In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt. Apostelgeschichte 11,26c
Wir wissen, dass auch die Urgemeinde nicht fehlerlos war - wir brauchen nur an die unausgeglichenen Galater oder an die parteiischen Korinther denken. Aber aus den Bezeichnungen, die sich die ersten Christen selbst gaben, kann man lernen, was echte christliche Gemeinschaft auszeichnet.
Schon Jesus nannte seine Nachfolger "Jünger". Die Urgemeinde folgte ihm und behielt daher diese Bezeichnung bei (Apg 6,1). Eigentlich meint Jünger "Schüler". Schüler sind Lernende. Alle Lernenden stehen auf einer Stufe, sie können sich nicht überheben, denn sie geben als Schüler zu, dass sie noch unfertig sind. Nur einer, Christus, ist ihr Lehrer (Mt 23,10). Von ihm empfangen sie täglich Erkenntnis, Ansporn und Ermahnung. Wer glaubt, dass er dessen nicht mehr bedarf, hat das ABC des Christentums noch nicht verstanden.
Das Gelernte aber gilt es in das Gelebte umzusetzen. Das Evangelium ist nur zum Teil Sache des Kopfes, es muss Sache des ganzen Lebens werden. Darum nannten sich die ersten Christen auch "Heilige" (Apg 9,13). Das ist kein Widerspruch zum bereits Gesagten, denn der biblische "Heilige" ist kein sündloser Superchrist, sondern der an Christus Glaubende. Heilig, weil vom Geist geheiligt und zu Gott gehörig. Aus diesem Grund werden alle Christen im Neuen Testament als "Heilige" angesprochen (1 Kor 1,2).
Untereinander aber nannten sich die ersten Christen "Brüder" oder "Schwestern" (Apg 9,17; Röm 16,1). Oft aus ihren natürlichen Familien ausgegangen oder ausgestoßen, bildeten sie jetzt die Familie Gottes, verbunden nicht durch Bluts-, sondern durch Glaubensbande. Daher sollten sie keinen Nationalismus, Rassismus, Sexismus oder Klassengeist kennen, denn für sie zählte nur die gemeinsame Glaubensbeziehung zu Christus (Gal 3,28).
Aus diesem Grund wurden sie von ihrer heidnischen Umgebung "Christen" genannt (Apg 11,26), was sie als Ehrennamen betrachteten (1 Pt 4,16). Offensichtlich nannte man sie so, weil sie immer von Christus redeten und ihn in allen Lebenslagen als Vorbild betrachteten. Christianus sum (ich bin ein Christ) war für die Gläubigen in der Zeit der Christenverfolgungen ihr stolzes Bekenntnis, das oft mit dem Leben bezahlt werden musste.
Herr, lass mich stets ein glaubwürdiger Christ sein!
Hans Heinz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.