Andacht vom 27.12.2013:
Unsere Hoffnung aber wird uns nicht enttäuschen. Denn dass Gott uns liebt, ist uns unumstößlich gewiss. Römer 5,5 (Gute Nachricht Bibel)
Gespannt verfolgten wir mit vielen Menschen rund um den Globus die Berichte vom Grubenunglück in Chile. Diese atemberaubende Rettungsaktion ist für mich zum Gleichnis geworden. Das Leben dort unten - ein Training für das Leben dort oben.
Ein Bergmann lief täglich fünf bis zehn Kilometer in den labyrinthischen Schächten. Sein Ziel war der New York Marathon. Er ließ sich nicht hängen, sondern begann zu rennen. Sein Ziel war klar beschrieben. Er hoffte auf Rettung. Er glaubte dort unten an ein Leben dort oben. Ja, er glaubte nicht nur daran, sondern er lebte dafür. Auch für uns ist es wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben. Und wir haben nicht irgendein Ziel. Der Himmel will uns beflügeln - und zwar heute und hier. Das Erwarten des ewigen Reiches darf also nicht mit tatenlosem Zusehen verwechselt werden.
Wir können zwar nicht den Himmel auf Erden schaffen, aber wir dürfen die Spielregeln Gottes heute schon einüben. Gott strebt an, dass einmal alle seine Kinder eins sein sollen. Dann dürfen wir die vorgefundene Spaltung nicht als unabänderlich ansehen. Gerechtigkeit ist ein wesentliches Merkmal seines Reiches. Sie hat Zukunft. Darum müssen wir nicht verzweifeln, auch wenn unsere Bemühungen kümmerlich und wirkungslos erscheinen mögen.
Während unten im Schacht gehofft wurde, bangten oben im "Camp der Hoffnung" viele mit. Das kann auch uns motivieren: Oben wird mit uns gehofft. Zeichen der Hoffnung wurden nach unten gesandt: Briefe, Bilder, Bibeln. Gott schickt auch uns immer wieder einmal durch Menschen und Umstände Zeichen seiner Liebe, die uns Auftrieb geben. Das unumkehrbare Zeichen der Liebe Gottes aber ist, dass er selbst in unsere Welt kam. Das Kind in der Krippe ist das Zeichen dafür: Gott hat diese Welt nicht aufgegeben. Denn wer ein Kind zur Welt bringt, hat Hoffnung für diese Welt.
"Unsere Tochter sollte eigentlich Carolina heißen", schrieb der künftige Vater Ariel aus dem Schacht an seine Frau Elizabeth. "Bitte nenne sie Esperanza (Hoffnung), denn dieses Kind soll Hoffnung für das ganze Lager bringen." Innerlich bewegt erlebten wir mit, wie die Verschütteten aus dem Dunkel der Grube in das Licht des Tages traten. Einer konnte sich vor Freude nicht halten. Auch wir werden einmal "springen wie die Mastkälber" (Mal 3,20b). Harren und Hoffen hält den Himmel offen.
Werner Jelinek
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.