Andacht vom 10.01.2014:
[Jesus sagte:] "Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen." Johannes 10,27-28
Ich stand vor einer großen Operation. Ich lag in einem Krankenhausbett und befand mich als Pastor zum ersten Mal auf "der anderen Seite", also als Patient. Oft hatte ich Kranke besucht, ihnen den Glauben stärkende Worte gesagt und sie ermutigt, auf Gottes Beistand zu vertrauen. Jetzt sagte ich mir diese Worte selbst. Und das fühlte sich erheblich anders an.
Vom Kopf her war meine Gewissheit klar und fest: Ich folge Jesus nach; er ist mein Hirte; ich höre auf seine Stimme; er kennt mich. Ich war zutiefst von seiner opferbereiten Liebe überzeugt, die auch mich umschloss. Im Glauben an ihn hatte ich Erlösungsgewissheit. Niemand würde mich aus seiner Hand reißen können.
Aus dieser Glaubensgewissheit heraus hatte ich dem Arzt gesagt: "Bei der Operation liege ich nicht nur in Ihren, ich liege letztlich in den Händen meines himmlischen Vaters." Am Ende dieses Gesprächs (der Arzt hatte mir alle möglichen, auch die zum Tode führenden Komplikationen geschildert) habe ich dann seine juristische Absicherung unterschrieben. Hatte ich auch eine Absicherung, dass die Operation gelingen würde, weil ich in Jesu Hand lag? Wie konnte ich meine Kopfgewissheit so verinnerlichen, dass der Friede Gottes mein Herz erfüllte?
In der Vorbereitung auf den Krankenhausaufenthalt hatte ich ein Lied auswendig gelernt, das ich dann als gute Gebetshilfe erlebte. Der Liederdichter erreichte bei mir mit seinen Worten genau das, was ich bei meinen Krankenbesuchen erreichen wollte: erlebbare Stärkung meines Vertrauens. Er hatte das in Worte gefasst, was ich selbst empfand: "Wie Gott mich führt, so will ich gehn ohn alles Eigenwählen ... Wie er mich führt, so geh ich mit und folge willig Schritt für Schritt in kindlichem Vertrauen ... Das sei ihm alles heimgestellt; er mache, wie es ihm gefällt, zum Leben oder Sterben . Wie Gott mich führt, so geb ich mich in seinen Vaterwillen . ich bin ja nicht mein eigen . Steht er mit seiner Kraft mir bei, was will mich von ihm scheiden?" (Lambert Gedicke, 1711; Wir loben Gott, Nr. 254)
Ich habe die Strophen dieses Liedes jeden Tag vor meinen selbst formulierten Gebeten gebetet und mich dabei ganz bewusst in Jesu Hand gelegt. Sein Friede war mit mir! Danke, Herr, für diese Erfahrung!
Harald Weigt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.