Andacht vom 22.01.2014:
Weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Matthäus 24,12
Der eisige Winter 2011/2012 hinterließ eine Spur von Tod und Verwüstung. Er kam aus Sibirien und überzog die Länder Osteuropas mit einer brutalen Kältefront, aber das war längst nicht das Ende. In Istanbul froren die Menschen wie nie zuvor, selbst in Jerusalem fiel Schnee, und im reichen Deutschland gab es wieder Kältetote.
Ja, Kälte kann tödlich sein. Und das gilt nicht nur für harte Winter und aus meteorologischer Sicht, sondern auch für den Umgang der Frommen mit ihresgleichen und ihren Mitmenschen. "Gerettet sein bringt Rettersinn" - dieses alte geflügelte Wort scheint heute nicht mehr zuzutreffen. Zumindest drängt sich mir dieser Eindruck auf, wenn ich manchmal beobachte, wie vermeintlich "gerettete" Christen miteinander umgehen. Da fröstelt´s mich. Aber warum sollte es auch heute anders sein als vor 2000 Jahren?
Da erlebten die härtesten Gegner von Jesus mit, wie er Lazarus aus dem Grab wieder zum Leben erweckte - und ihre nächste Aktion war der Beschluss, Jesus zu töten (Joh 11,43-44.53.57). Sie hielten sich für erlöst und betrachteten sich als die unerbittlichen und einzigen Hüter der reinen Lehre, aber ihre Herzen müssen Höhlen aus Eis gewesen sein, denn sie ließen nicht zu, dass die Leben spendende Wärme der Liebe von Jesus sie auch nur für einen Augenblick erreichte. Sie hatten die Köpfe voller Theologie und Wahrheit, aber das war eine tote Theologie, und mit der Wahrheit schlugen sie so um sich, dass Menschen daran zugrunde gingen.
Jesus sagte voraus, dass vor seinem Kommen "die Liebe in vielen erkalten" werde. Ob er dabei auch an seine Gemeinde von heute dachte? Hat er dabei vielleicht sogar an dich und mich gedacht? Ich wage nicht, das auszuschließen. Ich hoffe sogar, dass er auch an uns beide gedacht hat, denn ich weiß es aus eigener Erfahrung: Wenn die Wärme seiner Liebe nicht täglich dein und mein Herz erreicht, dann sind alle Frömmigkeit und unser ganzes Bibelwissen völlig umsonst.
Dass es ihm immer besser gelingt, die Wärme seiner Liebe und Barmherzigkeit in unserem Glauben und Leben wirksam werden zu lassen, das wünsche ich uns beiden, auch für den heutigen Tag.
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.