Andacht vom 09.02.2014:
Eure Rettung ist wirklich reine Gnade, und ihr empfangt sie allein durch den Glauben. Ihr selbst habt nichts dazu getan, sie ist Gottes Geschenk. Ihr habt sie nicht durch irgendein Tun verdient; denn niemand soll sich mit irgendetwas rühmen können. Epheser 2,8-9 (Gute Nachricht Bibel)
Als ich in einem Buch mit kurzen geistlichen Betrachtungen blätterte, fiel mein Blick auf eine Überschrift: "Der Rest ist Gnade". Darin schildert ein Christ seine Erfahrung auf einer Pilgerreise. Sie hatte seine Kräfte überfordert, sodass er die letzte Strecke nicht mehr allein bewältigen konnte. Da erinnerte er sich an die Gnade Gottes, die uns das schenkt, was wir nicht schaffen. Welch ein Missverständnis der Gnade!
Dieses Denken habe ich allerdings häufig auch unter Adventisten gefunden. Was wir auf dem Weg zur Vollkommenheit erreichen können, müssten wir zuerst leisten; nur dann schenke uns Gott für den fehlenden Rest seine Gnade. Manche "Pilger" sehen die Gnade Gottes noch begrenzter: Da Gott unsere geistliche Leistungsfähigkeit genau kenne, mache er seine Gnade davon abhängig, ob wir sie voll nutzen. Er wisse also, wie weit wir es auf dem Weg ins Himmelreich mit eigenen Kräften schaffen können. Wer dahinter zurückbleibt, dem versage er seine Gnade.
Paulus würde solchem Verständnis des Evangeliums mit einem scharfen "Das sei ferne!" widersprechen. Gnade ist kein Restgeschenk, keine Ergänzungsgabe für unsere Schwachheit. Solches Denken schmälert in übler Weise das Opfer Christi. Ellen White erklärte: "Das Heil kommt ganz aus der Gnade Gottes ... Der Sünder empfängt es, weil er an Jesus glaubt ... Es geht dabei um eine geschenkte Gabe . Verdient werden kann das Heil nicht . Das Heil kommt durch den Glauben an Jesus allein . und wird durch keinerlei Werke des gefallenen Menschen hervorgebracht." (Manuskript 36,1890; abgedruckt in Ministry, Oktober 1978, S. 4-7)
Jesus nachfolgen ist also nicht ein Weg zu ihm, sondern mit ihm und durch ihn. Alle guten Werke im Leben des Christen sind Folge der Gnade. "Ihr werdet also nicht aufgrund eurer guten Taten gerettet, damit sich niemand etwas darauf einbilden kann ... [Gott] hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir zu guten Taten fähig sind." (Eph 2,9-10 NLB) "Also darf man dem Gerechten nicht gebieten, dass er gute Werke tun soll, denn er tut´s ohne alle Gebote und Zwang, weil er eine neue Kreatur ist", erklärte Martin Luther.
Joachim Hildebrandt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.