Andacht vom 19.02.2014:
Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! 2. Korinther 6,2b
"Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen. Mein sind die Tage nicht, die etwa möchten kommen. Mein ist der Augenblick, und nehm´ ich den in Acht, so ist der mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht." So dichtete Andreas Gryphius (1616-64) in der Zeit des 30-jährigen "deutschen Krieges" (1618-48), der damals Menschen und Länder in eine Katastrophe stürzte.
"Carpe diem" (nütze den Tag) sagten die Römer. Es war ein epikuräisches Sprichwort, das die Menschen mahnte, den Genuss des Augenblicks nicht zu versäumen.
Man kann das Wort aber auch christlich deuten, etwa im Sinne des oben zitierten Dichters. Was wir einst gewesen sind und erlebt haben, hat heute für uns nur eingeschränkte Bedeutung; und was wir eines Tages sein werden, ist noch nicht erschienen. Einzig das "Jetzt" zählt. Jetzt gilt es, das Heil in Christus anzunehmen und es in Treue festzuhalten. Und das aus zwei Gründen.
Erstens: Wir wissen nicht, ob dem gegenwärtigen "Jetzt" noch zukünftige folgen werden, denn "von der ganzen Zeit haben wir nichts als das, was Jetzt´ heißt", erklärte Martin Luther.
Zweitens: Wie wir uns in diesem "Jetzt" entscheiden, bestimmt unsere Zukunft, denn der genützte Augenblick ist mit dem Offenbarwerden des ewigen Lebens verschränkt.
Der christliche Glaube gewährt keine "zweite Chance" nach dem Tod. Weder stehen wir vor einem paradiesischen Millennium, in dem auf die Unbekehrten noch ein neues Heilsangebot wartet, noch werden wir durch Reinkarnation in einem neuen Körper wiedergeboren. Wir werden freilich auch nicht "verschwinden wie ein Gesicht im Sand am Meeresufer" (Michel Foucault).
Wer jetzt die rettende Hand Gottes ergreift, hat laut Jesus das Gericht schon hinter sich (Joh 5,24). Er hat das ewige Leben (Joh 3,36a), das freilich erst in der Zukunft offenbar werden wird (Joh 5,28-29). Wer jetzt durch Gottes Gnade den Freispruch erfährt und mit der Herrschaft des Geistes beschenkt wird, "lebt" - wie Martin Luther sagte - "göttlich; hier zeitlich, dort ewig".
Noch gibt es Gottes Heilsangebot. Wir sollten es nicht undankbar ausschlagen. Unsere Zeit ist begrenzt, und der "Tag des Heils" ist jetzt.
Hans Heinz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.