Andacht vom 29.03.2014:
"Wahrlich, ich sage dir heute: Mit mir wirst du im Paradiese sein." Lukas 23,43 (Reinhardt-Übersetzung)
Wer nur die Äußerlichkeiten wahrnimmt, sieht auf Golgatha - abgesehen von den Gaffern - nichts weiter als drei Kreuze und drei Verbrecher. Und doch: Wie sehr unterscheiden sich die drei voneinander!
Während die Schaulustigen angesichts der vergebenden Liebe Jesu betreten schweigen, entspinnt sich zwischen den Gekreuzigten ein eigenartiger Dialog. Der eine Mitgekreuzigte fährt Jesus an: "Hör auf mit deinem Gesäusel von Verzeihung und Vergebung. Wenn du wirklich der Messias bist, dann zeige, was du kannst, und hilf dir und uns, oder halte wenigstens den Mund!" Der ganze Frust, die entsetzlichen Schmerzen und die aussichtslose Lage entladen sich hier in Wut und Beschimpfungen.
Der andere Verurteilte ist in derselben Lage, doch er sieht offenbar nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen. Er weist seinen Kumpel mit den Worten zurecht: "Nimmst du Gott immer noch nicht ernst? Du bist doch genauso zum Tod verurteilt wie er, aber du bist es mit Recht. Wir beide leiden hier die Strafe, die wir verdient haben. Aber der da hat nichts Unrechtes getan!" Und zu Jesus sagt er: "Denk an mich, Jesus, wenn du deine Herrschaft antrittst!" (Lk 23,42 GNB)
Nicht, dass er besser gewesen wäre als der andere Verbrecher, aber er hatte noch einen Rest Gerechtigkeitssinn im Herzen und auch die Gottesfurcht nicht ganz eingebüßt. Das war seine Rettung. So fand die Gnade Gottes in ihm noch einen Ansatzpunkt und konnte in ihm wirken. Und mitten im eigenen Todeskampf versprach Jesus ihm: "Mit mir wirst du im Paradiese sein!" Wenn es um unser Heil geht, schaut Jesus nicht auf das, "was vor Augen ist" (1 Sam 16,7), sondern er sieht das Herz und unser Vertrauen an. Das ist unser Glück - oder Unglück.
Günther Hampel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.