Andacht vom 26.05.2014:
Nun wurden Bücher geöffnet, auch das Buch des Lebens. Über alle Menschen wurde das Urteil gesprochen, und zwar nach ihren Taten, wie sie in den Büchern beschrieben waren. Offenbarung 20,12b (Hoffnung für alle)
Ich sehe Spuren im Sand. Es ist noch früh am Tag, aber hier ist schon jemand gegangen. Man sieht ihn nicht mehr, aber er hat Spuren hinterlassen. Freilich, lange wird es nicht dauern, bis der Wind sie auslöscht, als wären sie nicht gewesen.
Aber nicht alle Spuren verweht der Wind. Unser Reden und Tun berührt das Leben Anderer und lässt Eindrücke zurück - ob wir es wollen oder nicht. Ein unbedachter Satz kann Wunden schlagen, die nur schwer verheilen; ein Blick kann das Feuer der Begehrlichkeit im Herzen eines Menschen anzünden, an dem eines Tages seine Ehe verbrennen könnte.
Andererseits können Worte auch trösten und Mut machen; Blicke können zeigen, dass wir Anteil nehmen am Geschick des Anderen. Was immer ein Mensch emotional erlebt, hinterlässt Spuren in seiner Seele; was immer er Anderen antut, verletzt oder beglückt dessen Seele.
Heute wissen wir, dass die ersten Lebensjahre entscheidend sind für die Entwicklung eines Menschen. Frühkindliche Erlebnisse graben sich unauslöschlich in die Seele und wirken sich bis ins hohe Alter aus. Mancher ist schwer gezeichnet durch negative Spuren, die Erziehung oder Umwelt in ihm hinterlassen haben.
Glücklich diejenigen, die in der Geborgenheit einer intakten Familie oder einer von Liebe geprägten Beziehung aufgewachsen sind. Auch das geht nicht spurlos an einem Menschen vorüber. Spuren im Sand verwehen, die in der Seele eines Menschen bleiben. Und noch etwas: Unser Leben hinterlässt auch Spuren in der himmlischen Welt. Von allem, was wir denken, reden und tun, ist Gott mitbetroffen.
Die Offenbarung spricht bildhaft vom "Buch der Taten" und vom "Buch des Lebens". In dem einen ist alles verzeichnet, was gut war im Leben des Menschen, aber auch alles andere: Versagen, Eigennutz, Hass - alles, was die Bibel unter dem Begriff Sünde bündelt. Wer hätte da eine Chance, wenn eines gegen das andere abgewogen würde? Aber es gibt auch das "Buch des Lebens" - Gott sei Dank! In ihm stehen die Namen derer, die all das, was missraten ist, im Glauben an ihren Erlöser Jesus Christus abgegeben und Vergebung empfangen haben. Und der hat das letzte Wort!
Günther Hampel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.