Andacht vom 22.01.2005:
Ganz im Vertrauen...
Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir Zuversicht zu Gott. 1. Johannes 3,21
Hier geht es um Gewissensnot, in die wir geraten können. Gewissen hat mit Bewusstwerden und Erkennen zu tun. Da wird einem schlagartig klar: Jetzt habe ich eine Grenze überschritten! Ich bin an meinem Mitmenschen in irgendeiner Weise schuldig geworden, habe ihn verletzt, seine Würde missachtet, ihm Leid zugefügt.
Bedrückend wird dies, weil davon unser Verhältnis zu Gott betroffen ist. Durch unsere Schuld wurde nicht nur ein Vertrauensverhältnis gestört, sondern auch eine bis dahin gute Beziehung belastet. Schuld auf sich laden heißt etwas zerbrochen haben. Wo Vertrauen zerstört wird, bleibt ein Scherbenhaufen zurück. Was klar und durchschaubar war wie eine Glasscheibe, hat zumindest einen hässlichen Sprung bekommen.
Johannes zielt hier auf unsere Gottesbeziehung. Ob und wie tief sie gestört ist, wissen wir selber am besten. Wer ein waches Gewissen hat, wird darauf reagieren. Er spürt innere Unruhe und sucht die Versöhnung. Da kann es problematisch werden. Zum Bruch innerhalb der christlichen Kirche kam es wegen des Ablasshandels, des angeblichen Freikaufs von Schuld gegen eine Geldzahlung. Johannes aber sagt: Du hast freien Zugang zu Gott, dem Vater aller. Er weiß, wie es um dich steht und was du ihm sagen möchtest. Er liebt dich auch mit deinen Schwächen.
Frohen Herzens ging einst jene Frau ihren weiteren Lebensweg, die von Jesus die Worte vernahm: "So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr." (Jo 8,11)
Edwin Steinhardt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.