Andacht vom 19.07.2014:
Da ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen, lief in die Stadt und rief allen Leuten zu: "Kommt mit! Ich habe einen Mann getroffen, der alles von mir weiß! Vielleicht ist er der Messias!" Johannes 4,28-29 (Hoffnung für alle)
Jesus ist die Freundlichkeit in Person. Bei ihm ist nie "dicke Luft". Deshalb kann er gerade für die Leute da sein, die Probleme haben, die sich selbst und Andern auf die Nerven gehen, die nicht mehr so richtig wissen, wie alles weitergehen soll. Jesus kümmert sich nicht in erster Linie um die hohe Dogmatik, also ob die verkündigten Wahrheiten wirklich stimmen. Er kümmert sich vor allem um den einfachen Menschen, dem es um praktische Hilfe oder um persönliche Nähe geht. Jesus lebte mit ganzer Konsequenz aus: Ich verstehe dich. Ich lasse dich nicht hängen, bin ganz für dich da. Die Begebenheit in Johannes 4 ist dafür ein gutes Beispiel.
Eines Tages begegnete Jesus einer Frau, die dabei war, aus einem Brunnen Wasser zu schöpfen. Er fing mit ihr scheinbar ein Allerweltsgespräch an. Es ging um Wasser; aber bald spürte die Frau: Es geht um mehr, es geht um mein ganzes verpfuschtes Leben, um die vielen Wunden in meiner Seele. Aber betrachten wir nur, wie feinfühlig Jesus mit ihr umging, wie er ihr Zeit ließ, wie er ihr "Umwege" erlaubte und sie nicht zu einer schnellen Kapitulation zwang.
Behutsam führte er sie zur Einsicht. Und sie verkrampfte nicht, fühlte sich nicht gedemütigt und trumpfte auch nicht auf. Sie war eben keinem "Gegner" begegnet, keinem Besserwisser, keinem Gerechten auf einem hohen Ross. Sie war dem begegnet, den man wohl zu Recht den größten Seelsorger nennen kann.
Welch eine Wohltat ist solch eine Seelsorge! Da fühlt man sich angenommen und kann aus tiefster Seele heraus aufatmen. Ich staune über das Wesen von Jesus. Wo alle Welt nach Vergeltung schreit, wo der Normalverbraucher beleidigt reagiert oder sich moralisch entrüstet, kann Jesus lieben und annehmen. Dabei duldet er nicht etwa Unrecht. Aber das macht ihn ja gerade so glaubwürdig: sein klarer Durchblick, seine Geradheit und seine erbarmende Liebe. Er ist wirklich würdig, dass wir uns ihm auch heute anvertrauen!
Hartwig Lüpke
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.