Andacht vom 23.07.2014:
Und als [Bartimäus] hörte, dass es Jesus von Nazareth war, fing er an, zu schreien und zu sagen: "Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!" ... Jesus aber sprach zu ihm: "Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen." Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege. Markus 10,47.52
Ein kleines Rätsel: In einem Korb liegen vier Äpfel. Um den Korb herum stehen vier Kinder, von denen jedes einen Apfel haben will. Und tatsächlich bekommen alle einen Apfel, doch am Ende liegt immer noch ein Apfel in dem Korb. Wie geht das? (Lösung auf der nächsten Seite.)
Die einfachsten Lösungen sind die genialsten. Das wissen wir. Und wir ärgern uns, wenn wir nicht selbst darauf kommen (sondern nach der Lösung schielen mussten). Man denke nur an die Mausefalle, die in ihrer Einfachheit nicht mehr zu überbieten ist. Oder an all die Konstruktionen, die sich Menschen gebastelt haben, um fliegen zu können. Und dann vergleiche man diese Fluggeräte mit einem heutigen Flugzeug: eine viel einfachere Konstruktion, weil man heute die Gesetze der Aerodynamik besser kennt.
Manchmal, wenn Leute mir in Unkenntnis meines Berufes (ich bin Pastor) den astrologischen Zusammenhang von Sternbildern und Wesensmerkmalen oder Schicksalen von Leuten erklären wollen, erwische ich sie ziemlich kalt mit dem Satz: "Ich glaube nicht an die Sterne, sondern an den, der sie gemacht hat." Die meisten bringt das zum Nachdenken. Ist auch irgendwie einfacher als die Aszendenten und Konjunktionen ihrer Sterntabellen.
Die angeführte Geschichte von der Heilung des blinden Bartimäus will eines deutlich machen: Gott heilt nicht, weil wir ein geheimes Wissen anwenden, die rechten Formeln murmeln, das richtige Kraut im Mondschein gesammelt haben oder in der Spitze einer Pyramide stehen; er heilt Menschen, weil sie ihn darum gebeten haben. Das ist beschämend einfach - aber es ist das Evangelium.
Das ganze Evangelium trägt die Struktur dieser Erzählung: Der Mensch ruft, Gott hört. Und wir tun gut daran, diese Einfachheit nicht durch Konventionen, Traditionen und andere "-ionen" zu überlagern, sondern einfach Gott laut um Hilfe zu bitten, wenn wir sie brauchen - ganz gleich, was Andere darüber denken. Der Mensch ruft, Gott hört!
Dennis Meier
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.