Andacht vom 05.09.2014:
Immer wenn der böse Geist über Saul herfiel, griff David zur Harfe und begann zu spielen. Und immer wieder brachte die Musik Saul Erleichterung. Er fühlte sich besser, und der böse Geist ließ ihn in Ruhe. 1. Samuel 16,23 (Hoffnung für alle)
Gesang wischt den Staub vom Herzen. Singen verbindet Menschen zu einer Gemeinschaft, und wem keine Stimme gegeben oder wessen Stimme brüchig geworden ist, singt in seinem Herzen mit. Ältere Menschen sind mit volkstümlichen Kirchenliedern und Volksliedern aufgewachsen. Erklingen sie, wandern ihre Gedanken zurück in die Kindheit.
Was hat man früher beim Wandern in der Natur alles gesungen - mehrstimmig, mehrstrophig und auswendig. Fast alle Lieder hatten einen Bezug zum Schöpfer dieser Natur. Diese Lieder sind ein Stück Kulturgut, mit Texten von Paul Gerhard, Matthias Claudius, Joseph von Eichendorff u. v. m. Wanderlieder zu singen ist inzwischen komplett "out", nur ganz wenige unserer Jugendlichen könnten heute noch ein deutsches Volkslied singen.
Volkslieder benutzen Bilder aus der Natur und aus dem Alltag ähnlich wie Jesus in den Gleichnissen. Darum - und auch wegen der einfachen Reimform und der Refrains - sind sie leicht zu verstehen und zu behalten. Sie haben eine Botschaft, die durch Bibelstellen erhellt werden kann. Darum eignen sich viele Volkslieder auch zur Besinnung.
In der Antike und im Mittelalter gehörte die Musik zur medizinischen Behandlung und darum auch zum Medizinstudium. Noch in der Renaissance verwendete man Musik bei Geistes- und Gemütskranken. Man nannte sie "Arztmusik".
Musik hat sich als Türöffner bewährt. Sie führt Menschen zusammen, bringt sie in Stimmung, befreit sie vom Grübeln, schafft eine wohltuende Atmosphäre. Und solange man singt, kann man nicht streiten. Singen ersetzt natürlich keine medizinische und keine psychotherapeutische Behandlung, aber es unterstützt sie. Es entkrampft, vertreibt schlechte Laune und auch Schmerzen.
Das wird uns auch von Saul berichtet; denn wenn David auf seiner Harfe musizierte, fand Saul zu seiner inneren Ruhe zurück. Von völliger Heilung ist hier keine Rede, aber dass Saul David für diese Erleichterung dankbar war und ihn schätzte, sehen wir in ihrem weiteren gemeinsamen Lebensweg.
Beate Strobel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.