Andacht vom 06.09.2014:
Bewegt ist mein Herz von gutem Wort. Sagen will ich meine Gedichte dem König! Psalm 45,2 (Elberfelder Bibel)
Vor mir liegen drei Poesiealben. Sie wurden einst von 14-Jährigen im letzten Schuljahr herumgereicht. Die Mitschüler sollten vor dem Abschied etwas "zur bleibenden Erinnerung" eintragen.
Unter den Eintragungen des ältesten Albums steht häufig: "Kriegsjahr 1942". Das zweite Album wurde in der Notzeit unmittelbar nach dem Krieg beschrieben, und das dritte später in der DDR-Zeit. Die Eintragungen lassen erkennen, in welcher Zeit sie geschrieben worden sind. Im Album aus der Kriegszeit lese ich: "Die Treue ist das Mark der Ehre" oder: "Hüte der Heimat heilige Scholle, deutsch soll sie bleiben, komme was wolle." Im Album der Nachkriegsjahre sind die heroischen Sprüche verschwunden; nun klang es anders, bescheidener: "Vertrau auf Gott in allen Dingen, so wird dein Werk dir wohl gelingen." In der DDR-Zeit wurden die Stimmen wieder selbstherrlicher: "Jeder Fortschritt ist ein Wegstück und nur durch Wagen kommt man vorwärts." Das Blättern durch diese Poesiealben machte mich nachdenklich. Erstaunlich, ja erschreckend, wie die jeweilige Zeit das Denken und Handeln der Menschen bestimmt hat!
Unser Andachtswort sagt: "Bewegt ist mein Herz von gutem Wort. Sagen will ich meine Gedichte dem König!" Über dem Psalm steht in der Lutherbibel: "Lied zur Hochzeit des Königs." An welche Königshochzeit mag der Dichter gedacht haben? Wurde das Lied zur Hochzeit Salomos geschrieben? Oder sollen wir an Jesus Christus, den König aller Könige, denken? Im folgenden Vers steht: "Du bist der Schönste unter den Menschenkindern, voller Huld sind deine Lippen; wahrlich, Gott hat dich gesegnet für ewig." Dann heißt es weiter: "In deinem Reich herrscht Gerechtigkeit, du liebst das Recht und hasst die Bosheit." (V. 7b-8a Hfa) Von welchem irdischen Reich und Herrscher könnte man das sonst sagen?
Wenn Christus der König ist, dann ist die Gemeinde seine Braut (2 Kor 11,2). Über sie steht im Psalm 45 geschrieben: "Du bist wunderschön, und der König begehrt dich." (V. 12a Hfa) Ja, ich glaube, dass die Gemeinde, die wir oft so kleinreden, in den Augen Gottes wunderschön ist.
Der Psalm schließt: "Ich will deinen Namen bekannt machen durch alle Generationen; darum werden die Völker dich preisen immer und ewig." (V. 18 EB) Dazu können wir heute beitragen.
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.