Andacht vom 14.09.2014:
Ich [Paulus] befürchte, ich werde Streit, Eifersucht, Unbeherrschtheit, Selbstsucht, Verleumdung, Tratsch, Überheblichkeit und Unordnung vorfinden ... Prüft euch, ob euer Glaube echt ist. Prüft euch selbst. Wenn ihr nicht sagen könnt, dass Jesus Christus unter euch ist, habt ihr die Prüfung nicht bestanden. 2. Korinther 12,20b; 13,5 (Neues Leben Bibel)
Bis heute zeigen sich diese von Paulus genannten Probleme im zwischenmenschlichen und gemeinschaftlichen Bereich. Vereine und politische Parteien sind trotz gemeinsamer Ziele davon nicht ausgenommen - das ist uns bekannt. Doch Paulus sprach nicht von Interessenverbänden, sondern von der Gemeinde Jesu. Mich würde deshalb interessieren, wie die ermahnten Gemeindeglieder in Korinth obige Zeilen aufgenommen haben.
Keiner der Angesprochenen wird sich als Streithahn oder Querulant gesehen haben. Jeder konnte sein Verhalten gut begründen: "Meine bessere, weil langjährige Erkenntnis wird gebraucht, um die Gemeinde vor falschen Lehren zu schützen!" "Die Neuen können doch gar nicht alles wissen, ich muss sie ermahnen!" "Die Hinzugezogenen aus Rom, die glauben nicht richtig, wenn ich sehe, wie die leben."
Mit seiner Wortwahl rückte Paulus einigen Christen in Korinth den Kopf zurecht und entlarvte ihre Motive: Eigenstatt Nächstenliebe, Überheblichkeit statt Demut, Rechthaberei anstelle von Lernbereitschaft. Bei manchem tritt im Umgang miteinander und mit der Wahrheit das unheilige Prinzip zutage: "Der Zweck heiligt die Mittel." Mögen Menschen, die ohne Gott leben, dafür Verständnis auf bringen - in der Gemeinde haben diese negativen Verhaltensweisen nichts zu suchen. Sie sind Ausdruck eines unbekehrten Wesens.
Bei allem Respekt vor der Glaubenseinstellung und der Gewissensfreiheit eines jeden, setzte Paulus klare Grenzen für den rechten Umgang miteinander. Es waren der unchristliche Umgangsstil und die geistliche Überheblichkeit, die den Anderen abqualifizieren; es waren die Halbwahrheiten und Unterstellungen, die den Ungeist mancher Korinther ausmachten.
Gegen das alles hilft nur eine kritische Selbstprüfung (mit anschließender Reue und Umkehr), bei der das wichtigste Kriterium die Rolle ist, die Jesus Christus spielt: "Wenn ihr nicht sagen könnt, dass Jesus Christus unter euch ist, habt ihr die Prüfung nicht bestanden." (1 Kor 13,5 NLB)
Heinz-Ewald Gattmann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.