Andacht vom 07.02.2005:
Die Balance
Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Matthäus 18,2.3
Hoch über dem Asphalt ist ein Drahtseil gespannt. Ein Mann balanciert elegant darüber, erst vorwärts, dann rückwärts. Er beginnt nebenbei zu jonglieren, mit drei, vier, fünf Bällen. Dann ein gewagter Salto - und tosender Applaus. Nachdem der Mann sein Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, wendet er sich an seine Zuschauer und fragt, wer es wage, sich von ihm in einem Schubkarren über das Seil schieben zu lassen. Stille - niemand traut sich. "Ich", sagt ein kleiner Junge in der ersten Reihe, "ich traue mich." Die Menge verfolgt gespannt, wie der Artist dem Jungen nach oben hilft, ihn in den Schubkarren setzt und über das Seil fährt. Und wieder riesiger Beifall. Als der Junge heruntergeklettert ist, fragt ihn ein älterer Mann, ob er denn keine Angst gehabt habe, dass der Artist einen Fehler macht. "Nein", antwortet der Junge, "er ist doch mein Vater!"
Er ist doch mein Vater - in diesen Worten liegt so viel Vertrauen! Der Junge konnte sich nicht vorstellen, dass etwas hätte schiefgehen können. - Einmal fragten die Jünger ihren Herrn, wer von ihnen der Größte sei, wobei jeder an seine Leistungen in der Nachfolge dachte und hoffte, als erster genannt zu werden. Da stellte Jesus ein Kind neben sie und erklärte: "Wenn ihr nicht... werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen." Das heißt: Wenn ihr nicht aufhört, euch Gottes Gnade verdienen zu wollen, könnt ihr nicht in das Reich Gottes gelangen.
Fällt es uns nicht immer wieder schwer, von unseren eigenen Leistungen wegzusehen und Gott ganz zu vertrauen, trotz mancher Enttäuschung in unserem Leben nicht an ihm zu zweifeln? Denken wir doch wie der kleine Junge: Er ist mein Vater! Dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen um unseren Platz im Reiche Gottes.
Erika Haase
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
