Andacht vom 01.03.2005:
Schönfärberei
Denn eines jeden Wege liegen offen vor dem Herrn. Sprüche 5,21
Jedes Jahr veröffentlicht die Bundesregierung einen Waldzustandsbericht. Darin geht es um die Waldschäden, aber das Papier nennt man wohlweislich nicht Waldschadensbericht. Das klingt nicht so schön. Deshalb spricht auch niemand mehr vom Waldsterben. Die Bäume im Wald weisen nur noch "vitale Schwächen" auf. Eine solche Formulierung verharmlost zwar das Problem vor der Öffentlichkeit, verringert es aber nicht.
Die Kunst des Formulierens! Damit lässt sich manche Tatsache verniedlichen, verdrehen und verfälschen, sogar eine Katastrophe herunterspielen. Schmeichelei und Schönfärberei sind an der Tagesordnung, damit die "Wahrheit" angenehm klingt, obwohl sie gar keine Wahrheit mehr ist.
Mit den "richtigen" Worten lassen sich auch Menschen beeinflussen und um den Finger wickeln. Wer gut reden kann, macht einen starken Eindruck. Doch oft sind die schönen Worte nichts als Schall und Rauch, weit von der Realität entfernt. Auch wir können der Gefahr unterliegen, uns mit Worten ins rechte Licht zu rücken. Wir wirken dann auf andere sympathischer, erfolgreicher, "moralischer". Im Umgang mit Menschen mag solches Reden ein Leben lang erfolgreich sein, bei Gott nicht einen Augenblick. Gott sieht nicht nur, was zu sehen ist. Er kennt das Herz jedes Menschen. Bei ihm hat es keinen Sinn, Fehler, falsches Verhalten oder Schwächen schönreden zu wollen. Bei ihm gilt: die Schuld eingestehen, die Fehler bekennen - und um Vergebung bitten. Er wird sie uns gewähren!
Sandra C. Wieschollek
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.