Andacht vom 13.03.2005:
Abhängigkeit
... denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Johannes 15,5
Nichts? Was für eine absolute Behauptung Jesu! Der nach Unabhängigkeit strebende Mensch hört so etwas nicht gern. Erledigen wir täglich nicht manches, ohne an Gott zu denken? Und wie ist das bei denen, die gar nicht an Gott glauben? Sie erreichen ihre Ziele doch auch ohne ihn, oder?
Als Jesus auf dieser Erde lebte, war er sich der völligen Abhängigkeit von Gott bewusst. "Ich kann nichts von mir aus tun ..." (Jo 5,30) Durch die äußerst enge Verbindung zum Vater war es ihm möglich, sich im richtigen Licht zu sehen. Er fiel nicht der Selbsttäuschung zum Opfer, wie es uns immer wieder passiert.
"Ohne mich könnt ihr nichts tun." Die tiefe Wahrheit dieser Worte begriff ich erst in einer Krisensituation. Auf einmal erschienen sie mir nicht mehr als eine Art Drohung, nein, aus ihnen sprach jetzt das Mitgefühl meines Schöpfers. Es war für mich so, als wollte er sagen: "Ich weiß, dass du ohne mich nichts tun kannst. Du hast keine Möglichkeit, deine Lage zu ändern. Mach dir nichts vor! Ich will dir helfen. Vertraue mir!"
Wenn wir unsere völlige Abhängigkeit von Gott begreifen und ihn täglich um seine Führung bitten, wird er uns davor bewahren, dass wir das Falsche als richtig ansehen und das Richtige als falsch. Nur er kann uns aus ausweglosen Situationen den Weg zeigen - den für uns besten, der uns ans Ziel bringt. Denn: "Bei Gott sind alle Dinge möglich." (Mt 19,26)
Bärbel Scharberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.