Andacht vom 12.03.2005:
Der Plan
Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie zueinander: Das ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen! Und sie nahmen ihn... und töteten ihn. Matthäus 21,38.39
Einigkeit macht stark, heißt es. Wo sie fehlt, erlahmt der Schwung, verschleißen unnütz die Kräfte, und das ist schlecht. Wie oft wünschte ich mir mehr Einigkeit in Familie, Gemeinde und Gesellschaft!
Insofern könnten mir die Weingärtner im Gleichnis imponieren. Sie wissen, was sie wollen, haben ein gemeinsames Ziel. Sie sind auch einer Meinung über den Weg, dieses Ziel zu erreichen. Sie halten zusammen und arbeiten im wahrsten Sinne des Wortes als "schlagkräftiges" Team überaus erfolgreich.
Und doch gibt mir einiges zu denken. Sie suchen nur ihren eigenen Vorteil und schrecken dabei nicht einmal vor dem Gebrauch übler Gewalt zurück. Am Ende jedoch werden sie zu Verlierern - das geht aus den nachstehenden Versen hervor.
Wie konnten die bösen Gedanken der Weingärtner so ohne weiteres zur Tat werden? Die Beteiligten waren sich zu schnell einig und hatten dann einen Punkt erreicht, von dem es kein Zurück mehr gab. Anfangs war es ja nur eine Idee gewesen. Aber alle stimmten darin überein. Keiner erhob Widerspruch. Und wenn doch einer Bedenken gehabt haben sollte, dann fand er nicht den Mut, sich gegen die Meinung der Mehrheit zu stellen. So kam es zur Tat, zum Mord.
Meinungsverschiedenheiten, wie unangenehm wir sie auch empfinden, sind eine Sache, die Gott uns nicht ohne Grund zumutet. Wenn wir es uns bei der Suche nach Wahrheit oder dem richtigen Verhalten im Alltag nicht zu leicht machen und offen sind für Kritik, können wir Wesentliches lernen - gerade von denen, die anderer Auffassung sind als wir.
Adelbert Genzel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.