Andacht vom 28.03.2005:
Ist es mir egal?
Bemüht euch um das Wohl der Stadt, in die ich euch wegführen ließ, und betet für sie. Wenn es ihr gut geht, wird es auch euch gut gehen. Jeremia 29,7 (Hoffnung für alle)
Für die Juden, die vor gut 2 600 Jahren in ein fremdes, heidnisches Land gebracht wurden, muss diese Aufforderung wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Sie mögen gedacht haben: Jeremia, das kann doch nicht dein Ernst sein! Wir als Auserwählte Gottes und Kinder Abrahams sollen für diese ,Schweinefresser' und ,Sabbatschänder' beten? Wir sollen uns für Menschen einsetzen, die so ganz anders handeln, denken und glauben als wir? Ist die Gefahr nicht viel zu groß, dass wir uns anpassen?"
Christen empfinden ihre andersartige Umgebung oft als fremd, manchmal sogar als feindlich. Jeremia aber forderte die damaligen Juden auf: Zieht euch nicht in die warme Stube der Gemeinde"burg" zurück, in den wohltuenden Kreis Gleichgesinnter! Das Salz hat keine verändernde Kraft, es sei denn, es taucht voll und ganz in den Teig ein. Wie aber sieht dieses "Eintauchen" aus?
Wahrscheinlich gibt es keine Patentlösung. Aber vielleicht zeigt folgender Spruch ein wenig die Richtung: "Menschen ist egal, was wir zu sagen haben, solange sie das Gefühl haben, dass sie uns egal sind." Sie hören also erst hin, wenn sie sich ernst genommen und geliebt fühlen. Brücken zum Mitmenschen werden da gebaut, wo wir Anteil nehmen am Leben unserer Nachbarn und Kollegen, wo wir uns für ihr Wohlergehen einsetzen und für sie beten. Dann werden wir für andere zugänglich und hören auf, eine für sie uneinnehmbare Festung zu sein.
Gott schenke uns allen einen langen Atem und Liebe für die Menschen, die er neben uns gestellt hat.
Christian Frei
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
