Andacht vom 27.03.2005:
Tinte, oh weh
Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht. Jesaja 43,24.25
Neulich entdeckte ich im Garderobenschrank eine Daunenjacke, die Tintenflecke auf Ärmel und Tasche hatte. Wegwerfen? Schade drum! Also ran an den Fleck. Die darauf folgenden Stunden werde ich so schnell nicht vergessen.
Der Brei aus Fleckensalz und warmem Wasser löste die blauen Inseln zwar auf, aber meine Hände wurden dabei blau - auch der Tisch und 15 Baumwolllappen. Während ich rubbelte und spülte, musste ich daran denken, wie oft wir durch Unachtsamkeit oder mangelnde Selbstdisziplin etwas von uns geben, was genauso hässliche Flecken hinterlässt.
Packen wir das Problem sofort an? Denken wir an die Konsequenzen? Ist uns bewusst, wie tief sich die "Tinte" in den "Stoff" eingefressen hat, die Sünde in den Menschen, besonders in seine verletzliche Seele? Von der Oberfläche der Jacke ließen sich die Flecken ziemlich schnell beseitigen, dafür sah es im Innenfutter übel aus.
Unsere menschlichen Versuche, Sünde und ihre Folgen aus unserem Leben zu entfernen, bleiben immer stümperhaft. Manchmal machen wir durch unser "Reiben und Rubbeln" alles noch schlimmer - die "Tinte" verteilt sich auf eine größere Fläche. Wie gut, dass Gott versprochen hat, unsere Fehler auszumerzen, wenn wir ihn darum bitten. Sein "Lösungsmittel" wäscht randlos rein. Doch hat er beim Reinigungsakt der Erlösung keine Gummihandschuhe getragen; er hat sich die Hände an unserer Schuld schmutzig gemacht. Die Flecken und Narben an seinem Körper, die Male seiner Kreuzigung, wird er bis in alle Ewigkeit an sich tragen. Daran denke ich, wenn ich meine blauen Fingerspitzen anschaue. Irgendwann werden die Farbstellen verblasst sein. Doch Jesu Narben bleiben und erinnern uns an seine große Liebe, die keine Mühe scheut - weil wir ihm wertvoll sind, zu schade zum Wegwerfen.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
