Andacht vom 05.04.2005:
Das größte Gebot
"Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt." Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Matthäus 22,37-39
Es war immer riskant, Jesus spitzfindige Fragen zu stellen. Seine Antworten hatten es nämlich in sich. Unser Andachtswort ist dafür ein Beispiel.
Da fragt einer - scheinbar ganz harmlos - nach dem "höchsten Gebot", und er erhält eine Antwort, die er von jedem frommen Juden bekommen hätte. Er will schon wieder gehen, als er gerade noch mit halbem Ohr den Nachsatz hört: "Fromm sein allein genügt nicht, mein Freund. Ob du tatsächlich eine lebendige Beziehung zu Gott hast und wie die aussieht, das zeigt sich nicht zuletzt darin, wie du mit deinem Nächsten umgehst."
Das ist zwar im Vergleich zu dem, was Jesus tatsächlich sagt, deutlich gemildert - von Liebe wollen wir erst mal gar nicht reden -, aber die Herausforderung ist für uns heutige Christen immer noch groß genug. Fällt dir nicht auch gleich irgendein abstoßender Zeitgenosse ein, dem du täglich begegnest - am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, auf der Straße -, dem du aber nach Möglichkeit weit aus dem Wege gehst? Denkst du nicht unweigerlich an die "Nervensäge" und den ewigen Besserwisser in der Gemeinde, mit denen du nur zur Fußwaschung gehen würdest, wenn sozusagen alle Stricke reißen?
Der Herr macht es uns nicht leicht, aber so ist er nun mal. Und er hat Recht: Wenn unsere tiefe Liebe zum Vater im Himmel nicht mit Liebe zum anstrengenden Mitmenschen einhergeht, dann können wir unser ganzes Christsein vergessen.
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.