Andacht vom 21.04.2005:
Freude am Gebot
Glücklich der Mann, der den Herrn fürchtet, der große Freude an seinen Geboten hat. Psalm 112,1 (Elberfelder Bibel)
Jetzt möchte ich dich zu gern fragen: Was empfindest du, wenn du diese Worte liest? Mir bleibt ein wenig die Luft weg. Denn ich habe schon viele sagen hören: Ordnung ist gut, sie muss sein. Aber oft schimpfen dieselben über die rote Ampel auf ihrem Weg. Mir scheint, dass Zustimmung zur Ordnung und Freude daran meilenweit auseinander liegen. Zustimmung zur Ordnung bezeugt einen nüchternen Sinn für Realitäten. Freude hingegen springt weit über den Alltag hinaus. Sie verleiht den Dingen Glanz, so dass das menschliche Herz endlich einmal einen Anstoß bekommt. Denn Herzen sollen sich freuen, damit sie Kraft zum Durchhalten bekommen! Da bleibt nur eine Frage offen: Wie kommt der Beter des Psalmes zu so großer Freude? Vergessen darf man nicht, dass der Auslöser zu dieser Freude ein Gebot, gewissermaßen eine Amtsverfügung, ist und kein Geschenk. Wann eigentlich ist etwas ein wertvolles Geschenk? Sicher dann, wenn sich damit eine tiefe Freundschaft verbindet. Aber ist das an einer bloßen Verfügung abzulesen? Nein, das merkt man nur, wenn man den Geber und seine Absichten kennt. Dann können simple Hammerschläge zum Beweis tiefster Freundschaft werden.
Einer meiner Freunde hütete sorgfältig eine Miniatur-Kaffeekanne. Sein Vater hatte sie für ihn in der Kriegsgefangenschaft aus einem Kupferpfennig getrieben. Warum bewahrt mein Freund diese Winzigkeit auf? Darin lebt sein Vater, der mit tausend Hammerschlägen ständig wiederholte: Ich liebe dich. Dasselbe muss der Psalmist am Gebot Gottes entdeckt haben. Und da kannte der Jubel keine Grenzen.
Aber jetzt geht's um uns. Wir wissen, dass Jesus Christus jede Minute seines Lebens nutzte, um zu sagen: Gott liebt dich! Sein Gebot ist das ewige Leben. Dafür verpfände ich mein Leben (vg. Jo 12,50).
Sag mal: Kann man da noch ruhig bleiben?
Georg Richter
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.