Andacht vom 24.04.2005:
Wenn es finster ist
Ich bin das Licht der Welt. Johannes 8,12
Mich erinnert dieses Wort Jesu vom Licht an das Oratorium "Die Schöpfung" von Joseph Haydn. Gleich zu Beginn singt der Chor, leise und verhalten: "Und es ward", um dann bei dem Wort "Licht" in ein jubelndes Fortissimo auszubrechen. Im anschließenden Rezitativ heißt es dann: "Und Gott sah, dass das Licht gut und schön war." Ja, im Licht ist etwas Gutes und Schönes.
Wenn meine Eltern mit uns Kindern abends aus der Stadt heimkehrten, mussten wir das letzte Wegstück durch finsteren Wald. Wie erleichtert war ich immer, wenn dann nach dem Gang durch die Dunkelheit daheim das Licht anging.
"Ich bin das Licht der Welt", sagt Jesus, "wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." (V. 12)
Wir wissen heute viel über das Licht, über die Lichtwellen, die Ausbreitung und die Reflexion des Lichtes, dennoch bleibt uns das Licht ein Geheimnis. Wir wissen auch viel über den, der sich das Licht des Lebens nannte. Wir wissen vom Leben und Sterben und Auferstehen Jesu, aber auch er bleibt uns letztlich ein Geheimnis.
Doch muss man denn alles über das Licht wissen? Viel wichtiger ist doch, dass man sich dem Licht, seiner Wärme und der Leben spendenden Energie aussetzt. Man kann über die Lichtquelle und die Lichtträger nachsinnen und trotzdem im Finstern bleiben. Hell wird es erst, wenn wir eine Verbindung zur Lichtquelle herstellen. "Wer mir", dem Licht der Welt, "nachfolgt ... der wird das Licht des Lebens haben." (V. 12) Nicht der wird es haben, der darüber nachdenkt, davon hört, darüber liest und redet, sondern nur der, der dem Licht nachfolgt - der nachlebt, was Jesus vorgelebt hat.
Wenn wir nur das eine Wort Jesu beherzigten: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst", dann würde es in unserer Welt und unserem Leben viel heller werden.
Lothar Reiche
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
